Zeitschrift für Palliativmedizin 2020; 21(04): 139-140
DOI: 10.1055/a-1148-3100
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Von den Amphibien lernen

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Publication Date:
03 July 2020 (online)

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Dr. Bernd-Oliver Maier
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Michaela Hach
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Dr. Kurt W. Schmidt

Liebe Leserin, lieber Leser!

Was würden Sie sagen, wenn Sie auf eine 380 Millionen Jahre alte Erfahrung zurückgreifen könnten? Damals – davon gehen Wissenschaftler heute aus – fand jener bedeutsame Schritt der Evolution statt: Die Amphibien verließen das Wasser und erweiterten ihren Lebensraum um die Landzonen am Ufer. Neugierig, risikobereit und letztlich erfolgreich. Zwar ließ sich nicht alles, was im Wasser funktionierte, auch an Land nutzen, doch umgekehrt bot das Land auch neue, aufregende Möglichkeiten. Bildlich gesprochen nehmen wir diese spannende Motivation auf, wenn wir Sie zum 13. Kongress der DGP unter dem Motto „Kontroversen am Lebensende“ nach Wiesbaden einladen.

Diese Tagung wird anders werden. Das hatten wir Ihnen zwar schon vor einem Jahr versprochen, doch ehrlich gesagt haben wir uns damals nicht vorstellen können, dass dieser Kongress in Hinblick auf Struktur und Ablauf so anders werden wird, ja werden muss! Vor dem Hintergrund der COVID-19-Pandemie und der derzeit geltenden (Abstands)Regelungen müssen wir das gewohnte (Fahr)Wasser verlassen und erstmals einen digitalen Landgang versuchen.

Wir verfolgen kontinuierlich die bundesländerspezifischen Regelungen für Großveranstaltungen und für unseren DGP-Kongress in Wiesbaden/Hessen bedeutet dies derzeit konkret:

  • Der Kongress wird wie geplant von Mittwoch (09.09.2020) bis Samstag (12.09.2020) im Rhein-Main-Congress-Center in Wiesbaden stattfinden.

  • Das neue Format wird „hybrid“ sein, d. h. analog und digital. Da wir damit rechnen müssen, dass auch im September bestimmte Sicherheitsmaßnahmen wie Abstandsregelungen einzuhalten sind und deshalb nur eine begrenzte Anzahl an Personen vor Ort werden teilnehmen können, bieten wir die Möglichkeit an, die einzelnen Veranstaltungen von zu Hause bzw. vom Arbeitsplatz aus im Internet zu verfolgen.

  • Die Plenarveranstaltungen werden gestreamt und können somit live im Internet verfolgt und per Chat kommentiert werden.

  • Allen Vorsitzenden wird ein Live-Chat-Beobachter an die Seite gestellt, dessen Aufgabe es ist, Ihre Fragen und Kommentare live zu sichten und in die Diskussion einzubringen.

  • Workshops werden als interaktive Webinare stattfinden, d. h. Ihre persönliche Beteiligung wird auch über das Internet möglich sein.

  • Die Posterpräsentation findet für alle ausgewählten Beiträge über die gesamte Kongressdauer im Internet statt.

  • Diesem erweiterten digitalen Angebot steht jedoch gegenüber, dass einzelne Elemente, die entscheidend von der persönlichen Anwesenheit vor Ort leben, leider entfallen müssen (geplanter Filmabend im Kino Caligari, Musikveranstaltung in der Lutherkirche etc.).

Die COVID-19-Pandemie hat aber nicht nur die Struktur der Jahrestagung verändert, sondern wir wollen die Erfahrungen der letzten Wochen auch inhaltlich aufgreifen und haben das Programm entsprechend aktualisiert. So wird sich eine Plenarveranstaltung mit dem Thema „Palliativversorgung in der Pandemie“ kritisch auseinandersetzen.

Inhaltliche Schwerpunkte der Jahrestagung werden die „Kontroversen am Lebensende“ bleiben. So mag durch die Pandemie die Urteilsverkündung in Sachen „§ 217 StGB (geschäftsmäßige Förderung der Selbsttötung)“ am Mittwoch, 26. Februar 2020 zwar etwas in den Hintergrund getreten sein, sie wird jedoch eines der zentralen Themen des Kongresses bleiben. Auch wenn wir heute noch nicht genau wissen, welche Regelungen der Gesetzgeber in Hinblick auf den assistierten Suizid treffen wird und sich Deutschland aus rechtlicher Sicht derzeit wieder auf dem Stand des Jahres 2015 befindet, erscheint es uns wichtig und notwendig, schon jetzt zu bedenken, welche Auswirkungen das – durchaus kontrovers kommentierte – Urteil des Bundesverfassungsgerichts für die palliativ- und hospizliche Versorgung zukünftig möglicherweise haben wird und welche Konsequenzen daraus folgen.

Ihre praktische und wissenschaftliche Arbeit, Ihre Erfahrungen und Ihre Ideen sind das Rückgrat unserer Fachgesellschaft und damit natürlich auch des Kongresses – vielen Dank an dieser Stelle für die Einreichungen von mehr als 200 Abstracts! Auch in der Hybridvariante können aus diesen eingereichten Arbeiten insgesamt 24 ausgewählte Beiträge als Vortrag präsentiert werden, die ein breites inhaltliches Spektrum abdecken. Getreu der Idee: Es ist unser Kongress, lasst uns was draus machen …!

Wir bemühen uns sehr, Sie über die verschiedenen Entwicklungen und Veränderungen zu informieren, die den Kongressablauf und die Teilnahmemöglichkeiten analog und digital betreffen. Bitte beachten Sie auf der Kongress-Webseite die aktuellen Hinweise:
www.dgp2020.de

Gerade weil wir alles gut im analogen Teich geplant hatten und dort viele interessante Ideen ausgeschlüpft sind, können wir zuversichtlich sein, dass auch unser digitaler Landgang gelingen wird. Im Tagungspräsidium und im Vorstand der DGP waren sich alle einig, dass es sehr schade wäre, wenn wir die Jahrestagung hätten ausfallen lassen müssen. So bedanken wir uns herzlich, dass von vielen Seiten derzeit daran gearbeitet wird, einen solchen Kongress erstmals als „Hybrid“-Veranstaltung durchzuführen. Danke auch an alle Mitwirkenden, die sich verständnisvoll gegenüber den notwendig gewordenen Terminverschiebungen, Programmveränderungen, Streichungen und Ergänzungen gezeigt haben. Wir schätzen Ihre Unterstützung sehr und freuen uns, dass Sie selbst dabei sein können, real oder virtuell, analog oder digital. Sind wir mutig, erkunden neue Bereiche und lassen Sie uns gemeinsam neue Erfahrungen machen.

Es gilt, von den Amphibien zu lernen!

So freuen wir uns sehr auf Sie und Ihre Teilnahme und die Jahrestagung in Wiesbaden!

Herzliche Grüße vom Kongresspräsidium

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Dr. Bernd-Oliver Maier

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Michaela Hach

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