Intensivmedizin up2date 2021; 17(03): 291-312
DOI: 10.1055/a-1202-9240
Allgemeine Intensivmedizin

Kalium – was Intensivmediziner wissen sollten

Carsten Hafer

Kalium (K+; Molekulargewicht 39) ist das wichtigste intrazelluläre Kation und für die normale Zellfunktion unerlässlich. Veränderungen in der K+-Regulation können zu neuromuskulären, gastrointestinalen und kardialen Anomalien führen. Sowohl Hypo- als auch Hyperkaliämie sind dafür bekannt, dass sie potenziell tödliche Rhythmusstörungen, kardiale Funktionsstörungen sowie andere Komplikationen auslösen können [1]. Hypokaliämie, Hyperkaliämie und Kaliumvariabilität sind unabhängig voneinander mit einer erhöhten Mortalität assoziiert, ein Monitoring diesbezüglich ist unerlässlich [2].

Kernaussagen
  • Dyskaliämien sind intensivmedizinisch sehr häufig und prognostisch relevant.

  • Die klinische Ausprägung der Symptomatik ist wesentlich von der zeitlichen Dynamik abhängig.

  • Begleitende Elektrolytstörungen sollten gleichzeitig korrigiert werden, da sie sich gegenseitig verstärken.

  • Transzelluläre Kaliumshifts sind bedeutend und können sowohl für die Entstehung als auch bei der Therapie eine entscheidende Rolle spielen.

  • Vulnerabel für Hyperkaliämien sind insbesondere Patienten mit Herzinsuffizienz, Nierenschädigung und Diabetiker.

  • Diagnostisch sollte neben der Klinik und einer Blutgasanalyse immer auch ein EKG geschrieben werden.

  • Vollelektrolytlösungen sind Infusionstherapie der Wahl bei Hyperkaliämie.

  • Rhythmusprobleme stellen die klassische Indikation für eine Akuttherapie einer Hyperkaliämie dar.

  • Therapiemaßnahmen beinhalten die kardiale Membranstabilisierung durch Kalziumgabe, Induktion einer intrazellulären Kaliumaufnahme („Kaliumshift“) und schließlich die Elimination von Kalium durch forcierte Diurese oder extrakorporale Verfahren (Dialyse).

  • Bei guter Diurese ist meist keine Nierenersatztherapie notwendig.

  • Bei Hypokaliämie findet sich meist die Trias Hypovolämie, Hypotonie, Hypokaliämie.

  • Hypokaliämien imponieren klinisch durch körperliche Schlappheit und Arrhythmien.

  • Therapeutisch braucht die Repletion des Gesamtkörperkaliumdefizits deutlich länger als die kurzfristige Korrektur des Serumkaliums.



Publication History

Article published online:
25 August 2021

© 2021. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany