NOTARZT 2021; 37(06): 310
DOI: 10.1055/a-1517-4800
Aktuelles

Zahl der Landestellen an Krankenhäusern reduziert

Florian Reifferscheid
1   Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Kiel, Deutschland
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Gerade im ländlichen Raum oder dünn besiedelten Regionen kann häufig nur der Einsatz der Luftrettung in Unterstützung der lokalen, bodengebundenen Einsatzkräfte bei den sogenannten Tracerdiagnosen, wie bspw. Schlaganfall, Herzinfarkt oder Polytrauma, die Einhaltung der im Eckpunktepapier zur notfallmedizinischen Versorgung der Bevölkerung [1] geforderte Prähospitalzeit von maximal 60 Minuten bis zum Eintreffen in einer geeigneten Klinik ermöglichen. Dabei ist neben den örtlichen Gegebenheiten an der Einsatzstelle allerdings das Vorhandensein der geeigneten Infrastruktur an den Zielkliniken von entscheidender Bedeutung. Nur eine bestenfalls fußläufig erreichbare Landestelle kann eine zügige Einlieferung des Patienten nach dem Hubschraubertransport gewährleisten.

Wie aus der Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der Grünen [2] hervorgeht, hat sich jedoch seit 2017 die Zahl der Landestellen von rund 1500 auf nur mehr 647 sogenannte Public Interest Sites (PIS) verringert. Auch wenn nach den Angaben der Bundesregierung die meisten der entfallenen Landestellen an Flugplätzen, Hubschraubersonderplätzen oder anderen Orten gelegen waren, hätten auch Krankenhäuser angezeigt, ihre Landestellen nicht mehr zu nutzen. Zwar können Kliniken ohne geeignete Landeplätze den Ausführungen zufolge über ein geeignetes „Rendez-vous-Verfahren“ angeflogen werden, allerdings muss in diesen Fällen bspw. von einem nahegelegenen Sportplatz ein Zwischentransport mit einem Rettungswagen erfolgen, um das Krankenhaus zu erreichen. Durch das Umlagern der Notfallpatient*innen in einen Rettungswagen werden diese einem zusätzlichen Risiko ausgesetzt und verlieren wertvolle Zeit.

In ihrer kleinen Anfrage gehen die Grünen auch auf Notwendigkeit sogenannter Low-Level-IFR-Flugverfahren ein, mit denen sowohl Primäreinsätze von bestimmten geografisch besonderen Regionen als auch Sekundärtransporte bspw. in ein Verbrennungszentrum wetterunabhängiger möglich gemacht werden sollen.

Die Grünen fordern daher ein Förderprogramm zum systematischen Ausbau der Landestellen an Krankenhäusern. Zudem müsse in die Forschung zur Weiterentwicklung der Technik investiert werden, um Luftrettung rund um die Uhr noch sicherer verfügbar zu machen.



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Article published online:
06 December 2021

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