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Fortschr Neurol Psychiatr 2021; 89(11): 545-546
DOI: 10.1055/a-1629-0708
Editorial

Wie geht es weiter mit der neurologischen Intensivmedizin?

What will Happen to Neurological Intensive Care?
Claus-W. Wallesch
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Die deutsche Neurologie hat intensiv dafür gekämpft, dass sie neben Chirurgie, Innerer Medizin, Anästhesiologie, Kinder- und Jugendmedizin sowie Neurochirurgie zu den Fächern gehört, in denen die Zusatzbezeichnung Intensivmedizin erworben werden kann. Sie ist Voraussetzung zur Erbringung der OPS 8–980 (intensivmedizinische Komplexbehandlung) und der OPS 8–98 f (aufwendige intensivmedizinische Komplexbehandlung), die an Bedeutung gewinnen werden, sowohl in der Akutneurologie als auch in der neurologischen Frührehabilitation Phase B.

Das – allerdings wohl nur unsystematisch aktualisierte (Nennung längst ausgeschiedener ärztlicher Leiter) – Verzeichnis der Neurointensivstationen der Deutschen Gesellschaft für NeuroIntensiv- und Notfallmedizin (DGNI) nennt 170 Kliniken mit intensivneurologischen Strukturen [1]. In 43 Fällen handelt es um eigenständige neurologische Intensivstationen, in 18 Fällen um gemeinsam mit Innerer Medizin/Kardiologie geleitete, in 8 Fällen um gemeinsam mit Neurochirurgie geleitete und in zwei Fällen um gemeinsam mit Anästhesiologie betriebene. In der Mehrzahl der Fälle – 93 Kliniken - bestehen „interdisziplinäre Intensivstationen mit Belegungsrecht durch Neurologen“.

Bei Durchsicht der Weiterbildungsermächtigungen der Ärztekammern ergibt sich folgendes Bild ([Tab. 1]).

Tab. 1 Weiterbildungsermächtigungen von Neurologinnen und Neurologen für die Zusatzbezeichnung Intensivmedizin, Internetseiten der Landesärztekammern, abgerufen 23. und 24.09.2021.

Ärztekammer

Akutkliniken

Frührehabilitationskliniken

Baden-Württemberg

7

3

Bayern

15

2

Brandenburg

0

2

Berlin

0

4

Bremen

0

0

Hamburg

6

0

Hessen

5

4

Mecklenburg-Vorpommern

3

4

Niedersachsen

4

0

Nordrhein

14

0

Rheinland-Pfalz

2

1

Saarland

Keine Angaben

Keine Angaben

Sachsen

6

3

Sachsen-Anhalt

5

0

Schleswig-Holstein

2

0

Thüringen

5

0

Westfalen-Lippe

11

1

Summe ohne Saarland

83

24

Ein Großteil der Ermächtigungen umfasst 6 Monate, um den obligatorischen Intensivmedizinanteil der Facharztweiterbildung abzudecken. Weiterbildungsermächtigungen im Umfang von 18 oder 24 Monaten, die dann zur Anerkennung der Zusatzbezeichnung Intensivmedizin führen, finden sich nur an wenigen Maximal- und Schwerpunktversorgern und einzelnen Frührehabilitationskliniken.

In der Strukturerhebung 2013 gaben 35% der antwortenden Akutkliniken an, über Intensivbetten unter eigener Leitung zu verfügen [2], 2019 nur noch 18% [3]. Außerhalb der Schwerpunkt- und Maximalversorgung erscheint die Einrichtung interdisziplinärer Intensivstationen aus organisatorischen und ökonomischen Erwägungen sinnvoll, es sollte aber bei neurologischen Patienten die Fallführung durch den Neurologen erfolgen. Dazu wiederum benötigt es intensivmedizinischer Kompetenz von Neurologen.

Die Musterweiterbildungsordnung der Bundesärztekammer vom 15.11.2018 [4], die allerdings noch nicht von allen Landesärztekammern umgesetzt worden ist, gestattet die intensivmedizinische Weiterbildung im Umfang von 18 Monaten (zusätzlich zu den 6 Monaten intensivmedizinischer Weiterbildung im Rahmen der Facharztausbildung) auch bei Weiterbildern außerhalb des eigenen Faches, also in Innerer Medizin, Chirurgie, Anästhesiologie, Kinder- und Jugendmedizin oder Neurochirurgie. Gerade die „interdisziplinären Intensivstationen mit Belegungsrecht“ dürften von der werktäglichen Präsenz (!) einer Fachärztin oder eines Facharztes (!) für Neurologie erheblich profitieren. Gleichzeitig würde sichergestellt, dass die intensivmedizinische Kompetenz im Fach Neurologie in der Breite nicht verloren geht. Die Facharztprüfung erfolgt weiterhin durch Neurologen, eventuell wie in Südbaden gemeinsam mit Neurochirurgen. Es ist zu hoffen, dass möglichst viele Kolleginnen und Kollegen von der Chance, die die neue Weiterbildungsordnung eröffnet, Gebrauch machen.



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Article published online:
05 November 2021

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