Diabetes aktuell 2022; 20(02): 57
DOI: 10.1055/a-1714-4250
Editorial

100 Jahre Metformin

Antje Bergmann
1   Dresden
,
Peter E.H. Schwarz
2   Dresden
› Author Affiliations

Wir führen gerade den 80-Stunden-Kurs Klinische Diabetologie mit 140 angehenden jungen Diabetologen-Kollegen digital durch. In diesem Kurs wurde viel über Metformin diskutiert und es zeigte sich, dass sich Metformin auch unter jungen Kollegen eigentlich einer großen Beliebtheit erfreut. Die Geschichte von Metformin ist gleichermaßen beeindruckend. 1922 wurde von den Kollegen Werner und Bell am Trinity-College in Dublin Metformin das erste Mal synthetisiert. 1929 gibt es den ersten Bericht zu Metformin von zwei deutschen Wissenschaftlern, die die Substanz an einem Tiermodell mit Fieber angewandt haben. In dieser Studie wurde Metformin getestet als Therapeutikum, um Influenza zu behandeln. Das war auch eingangs das Indikationsgebiet für die Anwendung von Metformin ̶ man hat damit Grippe behandelt. In der Folgezeit gibt es einige Berichte, die zeigen, dass Patienten ohnmächtig geworden sind und man stellte fest, dass sie unterzuckert haben. Das war die Geburtsstunde für Metformin als Diabetestherapeutikum, welches in den 1950er und 60er Jahren dann in vielen Ländern in Europa zugelassen wurde. Aus der Substanzklasse der Biguanide stand aber immer das Damoklesschwert der Laktatazidose über dem Metformin, sodass es insbesondere in den USA nicht oder sehr selten eingesetzt wurde. Erst die große amerikanische Präventionsstudie (Diabetes Prevention Program ̶ DPP) hat die Sichtweise auf Metformin in den USA geändert. Wie ist die Situation heute? Metformin entwickelt sich weiter und wird vom Therapeutikum gegen Diabetes eigentlich ein Krebstherapeutikum. Studien zeigen eine signifikante Reduktion des Krebsrisikos durch die Anwendung von Metformin.



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Article published online:
08 April 2022

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