Nuklearmedizin 2022; 61(02): 132
DOI: 10.1055/a-1770-6842
Nachruf

Nachruf auf Dr. biol. hum. Peter Kletting

Gerhard Glatting

Am 08.01.2022 verstarb unser sehr geschätzter Kollege Peter Kletting ([Abb. 1]) völlig unerwartet im Alter von 44 Jahren. Mit ihm verlieren wir einen herausragenden Wissenschaftler, guten Freund und Familienvater.

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Abb. 1 Dr. biol. hum. Peter Kletting (Quelle: Dr. G. Winter/privat).

Peter Kletting wurde am 24.11.1977 in Ulm geboren und wuchs im schwäbischen Temmenhausen bei Ulm auf. Nach dem Erwerb der allgemeinen Hochschulreife 1997 und anschließendem Wehrdienst studierte er von 1999–2003 Medizintechnik an der Fachhochschule Ulm. Seine Diplomarbeit „Heat transfer from the human body to the environment“ führte er an der Universität Bradford in England durch, sodass er zusätzlich zu dem „Dipl.-Ing. (FH) Medizintechnik“ auch den Titel „Bachelor of Medical Engineering“ erhielt. Das weitere Studium an der Fachhochschule Ulm schloss er Anfang 2006 als „Master of Medical Engineering“ ab.

Am 01.05.2006 trat er eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter für das DFG-Projekt „Individuelle Gabe unmarkierten Antikörpers vor Dosimetrie und Therapie mit offenen Radionukliden: Entwicklung eines mathematischen Modells“ in der Klinik für Nuklearmedizin am Universitätsklinikum Ulm an. Seine erste bedeutende Publikation als Erstautor erfolgte im Jahr 2009 mit dem Titel „Improving Anti-CD45 Antibody Radioimmunotherapy Using a Physiologically Based Pharmacokinetic Model“ [J Nucl Med 2009; 50: 296–302]. Damit wurden gleich mehrere Weichen gestellt: Er fokussierte damit sein Spezialgebiet der physiologisch basierten pharmakokinetischen (PBPK) Modellierung und erhielt für diese Veröffentlichung den „Covidien-Förderpreis für Nuklearmedizin“ im Jahr 2009. Diese Arbeit war auch die Grundlage für den erfolgreichen Fortsetzungsantrag des von ihm bearbeiteten DFG-Projektes, wodurch er auch seine Promotion mit dem Titel „Verbesserung der Radioimmuntherapie mit Anti-CD45 Antikörper mit Hilfe von physiologisch basierten pharmakokinetischen Modellen“ weiter durchführen und 2011 abschließen konnte. Parallel zu seiner herausragenden wissenschaftlichen Arbeit erwarb er in einer mehrjährigen Fortbildung die Anerkennung zum Medizinphysik-Experten, wodurch er auch in der Krankenversorgung der Klinik für Nuklearmedizin zu einer wertvollen Unterstützung wurde.

Anschließend warb er über ein DFG-Projekt seine eigene Stelle ein, sodass er sich ganz auf seine Forschung konzentrieren konnte. Die Ergebnisse seiner wissenschaftlichen Arbeit sind in 46 Publikationen dargelegt: Dabei wandte er die PBPK-Modellierung auf verschiedene Radioliganden an und ergänzte sie zusätzlich auch um die mathematische Beschreibung der Pharmakodynamik. Die große Bedeutung seiner Arbeiten kann auch an weiteren Preisen abgelesen werden: So erhielt er 2017 den Behnken-Berger-Preis, 2019 den Förderpreis der DGN auf dem Gebiet der nuklearmedizinischen Therapie und den alle 2 Jahre verliehenen Wissenschaftspreis 2020 der DGMP.

In seiner Zeit in der Nuklearmedizin betreute und prägte Herr Dr. Kletting zahlreiche Studenten und Doktoranden, die bei ihm, wie auch seine wissenschaftlichen Kollegen, stets wertvolle Unterstützung nicht nur in fachlichen Fragen fanden.

Dr. Peter Kletting wird nicht nur wegen seiner maßgeblichen wissenschaftlichen Beiträge vermisst. Gerade auch aufgrund seiner menschlichen Werte und seiner Freundlichkeit hat er eine Lücke bei allen hinterlassen, die ihn kennenlernen durften. Unterhaltungen konnte er stets mit seinem breiten Allgemeinwissen aufwerten und mit seinem trockenen schwäbischen Humor auflockern. So überraschte er mit Anekdoten zu historischen Hintergründen und beeindruckte mit seinen detaillierten geografischen Kenntnissen. Oft absolvierte er den Arbeitsweg mit dem Fahrrad und spielte regelmäßig Fußball, eine Leidenschaft, die ihn mit vielen Kollegen und Freunden verband. Sein musikalisches Können durften wir bei Betriebsfesten kennenlernen und sind dankbar, dass er auch dieses Talent mit seinen Kollegen geteilt hat.

Peter Kletting hinterlässt seine Frau und 2 Kinder. Seiner Familie gelten unser herzlichstes Beileid und aufrichtiges Mitgefühl. Er wird uns als freundlicher, engagierter und hilfsbereiter Kollege und Freund in Erinnerung bleiben. Wir werden die kostbare Zeit mit ihm als Andenken bewahren und seine wegweisenden Arbeiten weiterführen.

Prof. Dr. Gerhard Glatting
Prof. Dr. Ambros J. Beer
Dr. Thomas Kull
Dr. Gordon Winter



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Article published online:
14 April 2022

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