Heilpflanzen 2023; 03(02): 1
DOI: 10.1055/a-1929-2109
Editorial

„ Wir leben Heilpflanzen! “

Liebe Leserinnen, liebe Leser!
Christian Böser

Ich liebe das Meer. Besonders gern bin ich an Nord- und Ostsee. Über die Dünen wandern oder am Strand entlang, immer eine leichte Brise oder auch mal ein bisschen stärkeren Wind um die Ohren; der leicht salzige Geschmack der meerwassergetränkten Luft im Mund. Herrlich! Für mich ist das Entspannung pur. Und wenn aus der Brise ein Sturm wird, Wellen sich auftürmen, Strand und Dünen überrollen und Sand in die Luft wirbeln, Regen einen fast geschlossenen Vorhang aus Wasser bildet, dann mag ich es, diesen Naturgewalten aus der sicheren Ferienwohnung heraus beim Toben zuzusehen.

Diesen Vorteil habe ich gegenüber Pflanzen, die an den Küsten heimisch sind: Ich kann mich schützen, wenn es brenzlig wird. Sie dagegen sind Wind und Sturm, Salzwasser, Sand und heftigen Regenfällen schutzlos ausgeliefert. Wobei: Sind sie wirklich schutzlos?

Naja, eigentlich sind sie es nicht. Denn Pflanzen sind wahre Überlebenskünstler. Und die, die an den Dünen und in unmittelbarer Meeresnähe leben und den Naturgewalten ausgeliefert sind, haben über die Zeit besonders kluge und vielseitige Strategien entwickelt, um den Herausforderungen ihres Lebensraumes zu trotzen. Rita Lüder stellt Ihnen einige dieser Grenzgänger zwischen Land und Meer und ihre Überlebensstrategien vor (S. 56).

Auch Algen sind Pflanzen, die unter Extrembedingungen leben und überleben. Und richtig potente Heil- und Nahrungspflanzen sind sie noch dazu. Aufgrund ihres hohen Jodgehalts eignen sie sich sehr gut für die Behandlung der Schilddrüsenunterfunktion. Anne Wanitschek erklärt Ihnen warum und stellt auch gleich ihren Küstentee vor (S. 24). Und Sebastian Vigl zeigt Ihnen in der Wirkstoffgrafik, wie das Jod in unsere Schilddrüsenhormone gelangt (S. 30). Neben diesem wertvollen Spurenelement enthalten Algen aber auch noch eine Reihe anderer essenzieller Nährstoffe mit bioaktiven Eigenschaften. Welche, das erklärt Ihnen Henrike März und zeigt Ihnen, wie Sie aus Algen leckere und ernährungsphysiologisch wertvolle Snacks und Hauptgerichte zubereiten (S. 78).

Die Provence liegt nicht an der Nord- bzw. Ostsee, sondern am Mittelmeer. Das mediterrane Flair dort liebt der Lavendel ganz besonders, weshalb man ihn in Form weitläufiger, betörend duftender Kulturen anbaut. Wie Sie sich diesen Hauch Provence auch in den eigenen Garten holen und den Lavendel in seiner vollen Blüte erleben können, erklärt Ihnen Rudi Beiser (S. 66). Und welche Leckereien und Wohltaten für Körper, Geist und Seele Sie aus Lavendel förmlich zaubern können, stellt Ihnen Doris Kern vor (S. 72).

Was wäre eine Ausgabe zu Küsten- und Dünenpflanzen ohne den Rosmarin als wohl bekanntesten Küstenbewohner des Mittelmeers? Er würde einfach fehlen! Cornelia Stern porträtiert ihn ausführlich für Sie in der Rubrik ganz nah (S. 4).

Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen, Zubereiten und Anwenden!

Ihr
Christian Böser
Redakteur Heilpflanzen



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Article published online:
26 June 2023

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