Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2022; 29(06): 256-258
DOI: 10.1055/a-1952-4192
Kasuistik

Philippinen: Ein überraschender Auslöser einer jahrelangen symptomatischen Hyponatriämie

Philippines: Surprising trigger of symptomatic hyponatremia for years
Isabell Ruoß
1   Praxis für Allgemeinmedizin, Unterföhring
,
Volker Hartmann
2   Klinik für Kardiologie, Pneumologie und internistische Intensivmedizin, München Klinik Schwabing, München
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Anamnese

Ein deutscher Patient, der seit Jahren auf einer philippinischen Insel lebt, stellte sich in der hausärztlichen Sprechstunde vor. Er berichtete, seit ca. 5 Jahren an einer rezidivierenden symptomatischen Hyponatriämie zu leiden. Die Erkrankung begann mit einer anhaltenden Mund- und Augentrockenheit. Darauf folgten eine Polyurie, Polydipsie, Nykturie, ein rascher Gewichtverlust von 10 kg, ein veränderter Stuhlgang, Muskelkrämpfe an allen Extremitäten, eine innere Unruhe sowie eine zunehmende Verwirrtheit. Zuletzt kamen eine Gangunsicherheit, Synkopen und eine körperliche Erschöpfung hinzu.

Die Symptomatik trat alternierend auf, verschlechterte sich jedoch zunehmend über die letzten 2 Jahre. Während längerer Aufenthalte in Deutschland klangen die Beschwerden meist vollständig ab und traten einige Wochen nach der Rückkehr auf die Philippinen langsam wieder auf.

Initial fiel bei einer laborchemischen Diagnostik in einer lokalen Klinik auf den Philippinen ein Serumnatrium von 119 mmol/l auf. Zu diesem Zeitpunkt wurde ein partiell zentraler Diabetes insipidus und ein renales Salzverlustsyndrom diagnostiziert. Der Patient wurde daraufhin mit Desmopressin- und Kochsalztabletten behandelt und wieder in seine häusliche Umgebung entlassen.

Zuletzt erkrankte der Patient an einer Sars-CoV-2-Infektion. In diesem Rahmen wurde in der laborchemischen Untersuchung erneut ein Serumnatrium von 113 mmol/l erkannt. Die Hyponatriämie wurde durch Infusionen ausgeglichen und die Therapie mit Desmopressin eskaliert. Nach Stabilisierung des Allgemeinzustands wurde der Patient zeitnah nach Deutschland zurückgeholt, wo er sich umgehend in der endokrinologischen Abteilung einer Münchner Universitätsklinik vorstellte.

STADIEN DER HYPONATRIÄMIE

Die Hyponatriämie ist definiert als ein Serumnatriumspiegel < 135 mmol/l. Hierbei wird zwischen einer milden (130–135 mmol/l) und einer mäßigen (< 130 mmol/l) sowie einer schweren Hyponatriämie (< 120 mmol/l) unterschieden [1].

Bei der stationären Aufnahme zeigten sich klinisch und laborchemisch keine Auffälligkeiten. Durch einen unauffälligen Durstversuch wurde ein Diabetes insipidus ausgeschlossen und das Desmopressin vollständig abgesetzt. Der Patient wurde entlassen und erhielt die Diagnose: Rezidivierende Hyponatriämie unklarer Ätiologie. Ihm wurde eine physiologische Trinkmenge von 1,5 l pro Tag empfohlen.



Publication History

Article published online:
07 December 2022

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