physiopraxis 2023; 21(03): 24-28
DOI: 10.1055/a-1975-9867
Wissenschaft

Internationale Studienergebnisse

Rotatorenmanschetten-Ruptur – OP vs. konservative Behandlung

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Muskeln der Rotatorenmanschette. Ansicht von dorsal. © Schünke M, Schulte E, Schumacher U. Prometheus. LernAtlas der Anatomie. Allgemeine Anatomie und Bewegungssystem. Illustrationen von K. Wesker und M. Voll. 6. Aufl. Stuttgart: Thieme; 2022

In Amerika gehen jährlich bis zu 4,5 Millionen Arztbesuche auf Verletzungen der Schulter zurück. Dabei steht ein Großteil dieser Besuche im Zusammenhang mit einer Verletzung der Rotatorenmanschette. Speziell eine Ruptur in diesem Bereich kann eine enorme Einschränkung sein. 65 % der Rupturen treten bei < 65-Jährigen auf und sind somit auch für das ökonomische Gefüge eine Belastung. Zielsetzung dieser Übersichtsarbeit ist der Vergleich zwischen konservativer und operativer Versorgung von vollständigen Rotatorenmannschetten-Rupturen im Follow-up-Zeitraum von ein bis zwei Jahren. Untersucht werden klinische und strukturelle Unterschiede.

Die Forschenden durchsuchten die Quellenangaben der gefundenen Studien (bis Mitte 2020) aus fünf Datenbanken. Primäre Messwerte waren der Schmerz und die Ergebnisse des Constant-Murley-Scores (CMS, höhere Werte stehen für bessere Funktion). Sekundäres Outcome war der Zustand der operierten Sehne im MRT. Die Ergebnisse stuften sie mittels der GRADE-Klassifizierung ein. Sechs Studien konnten den Ausschlusskriterien entsprechend eingeschlossen werden. Der CMS-Score betrug nach einem Jahr 77,6+-14,4 in der operativen und 72,8+-16,5 in der konservativen Gruppe (95 %-KI: -5,52 bis 14,36). Auch nach zwei Jahren Follow-up zeigte sich kein signifikanter Unterschied zwischen den Gruppen (77,9+-21,4 bzw. 79,1+-22,4; 95 %-KI: -4,55 bis 5,35). Der VAS-Score fällt signifikant zugunsten der operativen Gruppe aus bei 12-monatigem Follow-up (1,4+-1,6 bzw. 2,4+-1,9; 95 %-KI: -1,58 bis -0,58). Bei 35 % der Untersuchten aus zwei Studien wurde eine Reruptur der operierten Rotatorenmanschette nach einem Jahr festgestellt. Die Ergebnisqualität wurde als hoch eingstuft.

Fazit für die Praxis

Die Ergebnisse deuten auf einen geringen Vorteil einer operativ versorgten Ruptur hin. Es handelt sich jedoch um eher ältere Betroffene (> 59 Jahre) und mit eher geringem VAS- und relativ gutem CMS-Score zu Beginn. Deshalb und aufgrund der sehr geringen Studien- und Teilnehmerzahl mit eingeschränkter Population sollten man die Ergebnisse kritisch betrachten, bis mehr gute Studien erscheinen.

tw

Musculoskelet Disord 2021; 22: 50



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Article published online:
17 March 2023

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