JuKiP - Ihr Fachmagazin für Gesundheits- und Kinderkrankenpflege 2023; 12(02): 54-55
DOI: 10.1055/a-2016-5904
Kolumne

Ich sage Tschüs!

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Quelle: Friedrich Günther

Alles hat seine Zeit. So auch meine Kolumnen. Doch irgendwann sind alle Geschichten auserzählt und ich habe meinen „Senf“ zu allen möglichen Themen geäußert.

Seit sieben Jahren habe ich mit großer Freude Kolumnen für diese Fachzeitschrift geschrieben. Unser Beruf und sein Leben mit ihm, die Gesundheitspolitik oder das schnöde gesellschaftliche Leben oder mein kleiner Kosmos in unserer Familie haben mir auch immer mehr als genug Themen geliefert.

Ich habe über meine Station in München geschrieben. Fast 16 Jahre habe ich sie geleitet und bin im Rückblick immer noch erstaunt, wie wir gemeinsam so manche kritische Situation gemeistert haben. Nie haben wir nachgelassen, uns zu verbessern und weiterzubilden, und immer haben wir dabei ein gutes Miteinander bewahrt. Immer war dabei der Personalmangel ein Thema, und ich wage mal die steile These, dass dieser Umstand auch in zehn Jahren noch ein Thema für die Stationen der Krankenhäuser dieses Landes sein wird. Ich weiß noch, wie in diesem Zusammenhang zunächst in Italien Personal rekrutiert wurde und wie dieses so schnell, wie es kam, auch wieder weg war. Später kamen Kollegen aus Bosnien und Mexiko, und die Zusammenarbeit war von Anfang an gut.

Der alltägliche Wahnsinn eines Stationsalltags war oft Thema. Oder die unterschiedlichen Vorstellungen der Klinikbetreiber. Amüsiert blicke ich heute noch auf die kurze Halbwertszeit in der Geschäftsführung unseres Hauses zurück. Kaum ein kaufmännischer Direktor ist länger als drei Jahre geblieben. Dann kam ein neuer, mit neuen Ideen und immer wieder neuen Vorstellungen davon, wie noch mehr gespart werden kann. Das war dann allerdings nicht mehr amüsant.

Ich habe viel über unsere Patienten und die wechselseitigen Beziehungen und Ansprüche geschrieben. Das Bild eines Patienten (der Begriff Patient stammt übrigens aus dem Lateinischen und steht für leidend, erduldend) hat sich in meinem Berufsleben sehr verändert. Der Patient an sich hat sich über die Jahre zu einem anspruchsvollen Kunden entwickelt, der oft nicht ganz verstanden hat, welches die Aufgaben einer Pflegekraft sind. Oft haben wir alle gestaunt, wie in diversen Krankenhausbewertungen der Service am Patienten mehr Beachtung fand als die ärztliche und pflegerische Versorgung.

Meine Familie, Freunde und einzelne Kollegen waren häufig Thema. In unserer Familie war im Lauf der vergangenen Jahre richtig viel los. So wie wahrscheinlich in jeder durchschnittlichen Familie auch dauernd irgendwas passiert. Ich habe über meinen Sohn geschrieben, zu dem ich immer ein sehr gutes Verhältnis hatte und habe. Er ist eine der Konstanten in meinem Leben. Auch wenn wir nicht immer einer Meinung sind.

In der Kolumne „Neun Tage“ hatte ich über den Tod meines Vaters geschrieben. Das ist nun schon sechs Jahre her. Ich denke oft an diese Zeit und wie schlimm es war. Aber auch, dass ich nach Veröffentlichung dieser Kolumne die meiste Leserpost in all den Jahren erhalten habe. Dafür war ich damals sehr dankbar und bin es heute noch.

Gern habe ich auch immer über unseren aktuellen – einer war in der Zeit gestorben und ein neuer kam ins Haus – Hund berichtet.

Dann das Leben um uns herum! Krisen über Krisen und oft ungläubiges Staunen über so manche politischen Reaktionen. Aber was wusste und weiß ich schon!

Nun bin ich seit dem vergangenen Jahr Rentnerin. Auch eine merkwürdige Erfahrung. Zum Ende meiner beruflichen Zeit war ich wirklich kaputt. Ausgelaugt und manchmal lustlos. Ich habe damals diese Rentenzeit herbeigesehnt und gebe heute zu, ich hatte romantisch-verklärte Vorstellungen von der Zeit, die da kommen sollte. Heute bin ich klüger!

Ich hatte Pläne und Wünsche, wie das alles denn so werden wird. Dann habe ich aber die arbeitsfreie Zeit gleich mal mit einem Unfall begonnen, der mich viele Wochen aus dem Verkehr gezogen hat und dessen Folgen mir heute noch zu schaffen machen. Vergangenen Sommer bin ich dann umgezogen. Ich war wild entschlossen, meinen neuen Lebensabschnitt mit einer räumlichen Veränderung zu beginnen. Gut, es waren auch ganz praktische Erwägungen dabei. Eine ehemalige Krankenschwester mit der entsprechenden Rente kann sich ein Leben auf Dauer in einer Großstadt wie München kaum leisten. So ist es eine sehr ländliche Gegend geworden, wenn auch am Bodensee gelegen. Heute weiß ich, dass ich diese Entscheidung und ihre Konsequenzen sehr unterschätzt habe, und es bedarf sehr viel Anstrengung, hier anzukommen. Nur mein Hund Theo findet es rundherum super. Er entwickelt sich nach und nach zu einem richtigen Landhund, dessen neue beste Freunde Pferde sind. Für mich steht noch ein bisschen Arbeit an, bis ich es wohl richtig gut finden kann und angekommen bin.

Leider gehen mir hier auch ein bisschen die Themen aus, die für die Pflegefachzeitschriften des Thieme Verlags von Interesse sein könnten. Daher habe ich mich entschlossen, meine Schreiberei zumindest in diesem Rahmen zu beenden. Ein bisschen Wehmut schwingt da aber schon mit!

Ich danke allen Lesern für das Interesse, das in all den Jahren nie nachgelassen hat, und wünsche jedem nur das Beste. Ich danke auch dem Verlag, hier besonders Kristin Schmidt-Sumera, für die gerade im letzten Jahr aufgebrachte Geduld und gute Zusammenarbeit.

Das war es! In diesem Sinne

Ihre

Heidi Günther

Guenther-Heidi@web.de



Publication History

Article published online:
04 April 2023

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