kleintier konkret 2023; 26(S 02): 2-3
DOI: 10.1055/a-2113-7207
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Für Sie gelesen: Versorgung von Gliedmaßenfrakturen beim Kaninchen

Versorgung von Gliedmaßenfrakturen beim Kaninchen zumeist erfolgreich

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(Quelle: Thieme Gruppe)

Frakturen der Gliedmaßen sind ein häufiger orthopädischer Vorstellungsgrund bei Kaninchen. Das relativ leichte Skelettsystem, die geringe Knochendichte, große Muskelmassen und spezielle Verhaltensweisen prädisponieren Kaninchen für Gliedmaßenfrakturen. Ursachen sind Unfälle, verbunden mit Handling, Equipment, stumpfen Traumata sowie fluchttiertypische Verhaltensweisen. Chirurgische und konservative Therapien sind möglich. Es gilt jedoch zu beachten, dass chirurgische Methoden, die bei Hund und Katze angewendet werden, nicht zwangsläufig für Heimtiere geeignet sind. Derzeit liegen nur wenige Studien mit unterschiedlichen Ergebnissen hinsichtlich des Therapieerfolgs bei der Frakturversorgung von Kaninchen vor.

Die Autoren evaluierten retrospektiv Fälle mit traumatisch bedingten Gliedmaßenfrakturen bezüglich Ätiologie, Therapie und Langzeiterfolg.

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Abb. 1 Eine retrospektive Studie an 378 Kaninchen zeigte, dass die Versorgung von Gliedmaßenfrakturen bei 76,5% erfolgreich war.(Quelle: ARTFULLY-79/stock.adobe.com)

Material und Methoden

An der Studie waren 6 Einrichtungen aus Deutschland und der Schweiz beteiligt. Retrospektiv wurden 387 Kaninchen aus den Jahren 1999 – 2020 bewertet. Davon wurden 13 Tiere klinisch reevaluiert und in 232 Fällen erfolgte ein Telefoninterview mit den Tierbesitzern anhand eines standardisierten Fragebogens.


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Resultate

Männliche Kaninchen waren leicht überrepräsentiert (54,2%). Das mediane Alter der vorgestellten Tiere betrug 25 Monate mit einem medianen Gewicht von 1,72 kg. Frakturen traten am häufigsten im Zusammenhang mit Traumata beim Handling auf.

Frakturen der langen Röhrenknochen wurden bei 76,5% der Patienten beobachtet. Am häufigsten war die Hintergliedmaße (77,7%) betroffen und hier insbesondere Tibia bzw. Tibia/Fibula. Insgesamt waren 9,8% offene Frakturen und 12,7% Frakturen mit Gelenksbeteiligung vertreten. Lediglich 1% der Tiere zeigte multiple Frakturen.

Eine Osteosynthese erfolgte bei 74,1%. Als weitere Therapien wurden die vollständige oder teilweise Amputation bei 4,3% der Tiere sowie eine konservative Versorgung (21,6%) durchgeführt. Als kritisches Zeitfenster für das Auftreten von Komplikationen stellte sich Tag 3 nach der initialen Versorgung bis zur Genesung heraus. Wundheilungsstörungen waren die häufigste Komplikation, gefolgt von Implantatversagen und Re-Frakturen. Fortgeschrittenes Alter und erhöhtes Körpergewicht wurden als signifikante Risikofaktoren identifiziert. Die Dynamisierung von externen Implantaten war im Vergleich zur fehlenden Dynamisierung mit einer niedrigeren Komplikationsrate verbunden.

18,7% der Tiere überlebten den Therapiezeitraum nicht.

Bei 76,5% stellte sich ein positives Therapieergebnis ein. Häufige Langzeiteffekte waren eine abnorme Gliedmaßenstellung, Mineralisationen im angrenzenden Gelenk, Knochenverkürzung und Lahmheit. 71,6% der Befragten würden sich wieder für die gewählte Therapie entscheiden.


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Für die Praxis

Die angewandten chirurgischen Techniken variierten stark, dennoch war die Therapie überwiegend erfolgreich. Präoperativ sind eine ausreichende Kreislaufstabilisation und Analgesie entscheidend. In der Rehabilitationszeit sind regelmäßige Kontrollen sinnvoll. Nicht zuletzt ist auch eine umfangreiche Besitzeraufklärung nötig.

Originalstudie : Hetterich J, Joos D, Beyerbach M, Cigler P, Hackenbroich C, Hatt JM, Müller K, Thöle M, Fehr M, Reuschel M. Treatment options, complications and long-term outcomes for limb fractures in pet rabbits. Vet Rec 2022; e2344

Dr. Franziska Döbelt, Tierklinik Panitzsch, 04451 Panitzsch


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Publication History

Article published online:
26 September 2023

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