Aktuelle Urol 2024; 55(02): 98
DOI: 10.1055/a-2241-6635
Referiert und kommentiert

Kommentar zu: Rucaparib beim kastrationsresistenten, metastasierten Prostatakarzinom

Contributor(s):
Maximilian Brandt
1   Klinik und Poliklinik für Urologie, Johannes Gutenberg Universität Universitätsmedizin, Mainz, Deutschland (Ringgold ID: RIN39068)
› Author Affiliations

In der präsentierten TRITON2-Studie konnte mit dem PARP-Inhibitor Rucaparib eine sehr gute radiografische Ansprechrate von 46% bei Patienten mit Vorhandensein einer BRCA-Mutation gezeigt werden. Rucaparib wurde nach definierten Vortherapien im Stadium des metastasierten kastrationsresistenten Prostatakarzinoms (mCRPC) eingesetzt und stellt den behandelnden Uroonkologen im Falle einer möglichen zukünftigen Zulassung vor die schwierige Frage, welcher PARP-Inhibitor einem Patienten mit nachgewiesener BRCA-Mutation im mCRPC-Stadium nun verabreicht werden sollte. Dafür muss man sich zunächst die Frage stellen, ob ein Patient überhaupt auf eine BRCA-Mutation getestet werden sollte oder nicht. Immerhin gibt es bereits unabhängig vom BRCA-Mutationsstatus eine Zulassung für eine Kombinationstherapie mit einem PARP-Inhibitor und Abirateron-Acetat [1]. Zweitens muss sich der behandelnde Arzt mit der Frage auseinandersetzen, ob im Falle einer Testung nur BRCA-Mutationen für den Patienten von Relevanz sind oder möglicherweise auch andere Mutationen wie PALP2, ATM, CHEK2, CDK12 eine therapeutische Konsequenz haben könnten, wie dies letztlich auch in der TRITION2-Studie diskutiert wird. Die Antwort auf beide Fragen muss meiner Ansicht nach mit einem klaren „ja“ beantwortet werden. Bei der Beantwortung der ersten Frage sollte nicht nur der Patient als einzelne Person berücksichtig werden, sondern auch dessen Familie und Verwandte, die sich potenziell einem erhöhten Risiko für die Entwicklung eines aggressiven Prostatakarzinoms gegenübergestellt sehen. Die Bestimmung relevanter genetischer Signaturen, was uns in der Gynäkologie beim Mammakarzinom schon seit Längerem vorleben, hat in den letzten Jahren auch beim Prostatakarzinom einen wichtigen Ansatz preisgegeben, um klinisch relevante Therapieschlüsse daraus zu ziehen.

Da in großen Phase-III-Studien zu den PARP-Inhibitoren, und in der hier präsentierten TRITON2-Studie, neben BRCA auch weitere Mutationen aus dem Cluster der homologen rekombinanten Reparaturgene (HRR) untersucht wurden, sollte diesen Ergebnissen für therapeutische Fragestellungen definitiv Beachtung geschenkt werden. So zeigt zum Beispiel eine Mutation in dem Gen PALP2 ebenfalls sehr gute Ansprechraten. Trotz der Seltenheit dieser anderen HRR-Mutationen im Vergleich zur häufigsten Mutation von BRCA-2, sprechen auch die Ergebnisse aus der Studie TRITON2 dafür, dass die Therapie mit einem PARP-Inhibitor bei Nachweis anderer HRR-Mutationen von klinischer Relevanz ist und in Betracht gezogen werden sollte. In den interdisziplinären Tumorboards wird nicht nur beim Prostatakarzinom zunehmend dem Ansatz der personalisierten Medizin nachgegangen. Und genau an dieser Stelle kann der Nachweis spezifischer Mutationen einen wichtigen therapeutischen Ansatz darstellen. Fakt ist, die Datenlage der effektiven Therapie einer PARP-Inhibition bei BRCA-Mutationsnachweis werden durch TRITON2 erneut unterstrichen und sind schlussendlich aus der Therapielandschaft des kastrationsresistenten Prostatakarzinoms nicht mehr wegzudenken. Welche Entwicklung der Nachweis der anderen HRR-Mutationen nehmen wird, bleibt aktuell offen, jedoch sprechen die Ergebnisse auch hier für den Einsatz einer PARP-Inhibition.



Publication History

Article published online:
27 March 2024

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  • Literatur

  • 1 Saad F, Clarke NW, Oya M. et al. Olaparib plus abiraterone versus placebo plus abiraterone in metastatic castration-resistant prostate cancer (PROpel): final prespecified overall survival results of a randomised, double-blind, phase 3 trial. The Lancet Oncology 2023; 24: 1094-1108