Pharmacopsychiatry 1969; 2(4): 251-269
DOI: 10.1055/s-0028-1094253
Originalarbeiten

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Quantitative Analyse der psychomotorischen Hemmung bei endogenen Depressionen*

O. Polák, M. Brichcín
  • Psychiatrisches Forschungsinstitut, Psychologisches Institut der Karls-Universität Prag
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
20. Januar 2009 (online)

Zusammenfassung

Die Autoren berichten über die Verwendung ihrer eigenen – mit der Integrationselektromyographie kombinierten – kinesiographischen Methodik zur Quantifizierung der Bewegungsverlangsamung (Hypokinese) bei psychomotorisch gehemmten endogenen Depressionen. Diese Methode macht es möglich, bei wiederholter Untersuchung sowohl den Grad der motorischen Störung objektiv auszudrücken als auch die Wirkung von verschiedenen Psychopharmaka im motorischen Bereich zu vergleichen.

Die statistische Auswertung von zwölf Parametern des Zeitverlaufs der Bewegung, der Beschleunigung und der Geschwindigkeit sowie von sechs elektromyographischen Parametern brachte eine Reihe bemerkenswerter Erkenntnisse über signifikante Unterschiede zwischen Art und Weise, in der depressive und gesunde Personen eine einfache willkürliche Bewegung im Ellbogengelenk durchführen.

Es zeigte sich, daß die Verlangsamung der Bewegung außer durch die längere Dauer vor allem durch eine ausgeprägte Senkung der maximalen Beschleunigung und der maximalen Geschwindigkeit charakterisiert ist, die infolge des verringerten Stroms der zentralen motorischen Impulse in Richtung zur Peripherie eintritt. Die verminderte Fähigkeit, in kurzer Zeit eine maximale Anzahl von motorischen Einheiten zu mobilisieren, macht sich bei depressiven Personen durch niedrige Werte der EMG-Parameter bemerkbar.

Die Reaktionszeit ist bei Depressionen zwar verlängert, gehört aber nicht zu jenen Parametern, in denen sich gesunde und depressive Personen am ausgeprägtesten unterscheiden.

Die intraindividuelle Variabilität, die die Schwankungen des Verlaufs der motorischen Reaktion in der Zeit ausdrückt, ist bei depressiven Personen bei den meisten Parametern höher als bei gesunden Personen, was die gesteigerte Labilität der zentralen Regelmechanismen belegt.

Mit Hilfe der angeführten quantitativen Analyse einer willkürlichen Bewegung ist es möglich, den Grad der motorischen Hemmung in Abhängigkeit von der Entwicklung des klinischen Krankheitsbildes und der pharmakologischen Behandlung zu beurteilen.

* Professor Dr. Dr. G. Mall, Ltd. Direktor der Pfälzischen Nervenklinik, Landeck, zum 60. Geburtstag gewidmet.

Summary

The authors report on their own kinesiographic method combined with integrated electromyography which they used for the quantification of motor deceleration (hypokinesia) in depressions with psychomotor inhibition. This method permits to determine in repeated investigations not only the extent of motor disorders but also the objective action of various psychotropic drugs on motor functions.

A statistical analysis of 12 parameters of the time course of movement, speed and acceleration and of 6 electromyographic parameters yielded a number of informations on significant differences in the manner depressed and healthy subjects perform simple voluntary movement in the elbow joint.

Motor deceleration is characterized besides the prolonged duration of all parts of movement, in particular by a decrease of maximal acceleration and speed due to the limited flow of central motor impulses to neuromuscular structures. The reduced ability to recruit the maximal number of motor units in a short time manifested itself in depressions also in reduced values of EMG parameters. Reaction time, though prolonged in depression, is however not one of the parameters by which healthy and depressed subjects differ most markedly.

Intraindividual variability which expresses fluctuation of the time course of motor response was in most parameters higher in depressed than in healthy subjects.

With the use of the quantitative analysis of voluntary movement it is possible to determine in depressions not only changes in motor inhibition but also to obtain certain though indirect information on the level of central motor activation.

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