Thorac Cardiovasc Surg 1957; 5(2): 144-149
DOI: 10.1055/s-0028-1102550
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Nebenlunge bei traumatischer Zwerchfellhernie

W. Grill
  • Chirurgischen Universitätsklinik Marburg a. d. Lahn (Direktor: Professor Dr. R. Zenker).
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
12. Dezember 2008 (online)

Zusammenfassung

Die Entstehung der Nebenlunge ist nicht endgültig geklärt. Weder die Exceßtheorie noch die Fraktionstheorie geben für alle Fälle eine ganz befriedigende Antwort. Es ist wahrscheinlich, daß sowohl fehlerhafte Absprossung der Lungenrinne vom Kopfdarm wie Abschnürungsvorgänge an der zunächst regelrecht ausgesproßten und normal gebildeten Lunge als Ursache in Frage kommen. Bei ersterer Ansicht muß die Entstehung der Mißbildung in der Embryonalzeit bei 2,5 mm Länge und bei letzterer vor dem Abschluß des primären Zwerchfells angenommen werden (Hückel 1930).

Das häufige gemeinsame Vorkommen von Zwerchfelldefekten und Nebenlungen läßt an gewisse genetische Beziehungen denken. Trotzdem ist es nicht anzunehmen, daß der Zwerchfelldefekt die Lungenmißbildung oder umgekehrt die Nebenlunge die Zwerchfellücke erzeugt. Für beide Fehlbildungen muß die gleiche Ursache angenommen werden (Beneke).

Die Befunde der von uns beobachteten Nebenlunge decken sich nur teilweise mit denen der bisher mitgeteilten Fälle. Während die Lokalisation mit der Gefäßversorgung lediglich mit der von Gg. B. Gruber (1914) beschriebenen Einzelbeobachtung übereinstimmt, ist im Gegensatz hierzu die linke Lunge normal entwickelt. Histologisch lassen sich die gleichen Charakteristika nachweisen. Auffällig ist lediglich das Fehlen des Knorpels der mittleren und größeren Bronchien sowie das reichliche Vorhandensein von Fettgewebe innerhalb des bindegewebig septierten Lungengewebes. Wenn auch das Fettgewebe nicht zu den normalen Geweben der Lunge gehört, so kann es jedoch ohne weiteres durch Metaplasie entstanden sein. Das ortsfremde Fett rechtfertigt deshalb nicht ohne weiteres die Annahme der Mißbildung.

Im Unterschied zu den bisher mitgeteilten Beobachtungen handelt es sich im vorliegenden Fall um eine traumatische Zwerchfellhernie. Hierüber sprechen einerseits Form und Lage der Zwerchfellhernie im Zentrum tendineum, andererseits die ausgedehnten Verwachsungen, die sowohl bei angeborenen Hernien wie Zwerchfelldefekten fehlen.

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