Dtsch Med Wochenschr 1979; 104(26): 935-938
DOI: 10.1055/s-0028-1104018
Originalien

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Schnüffelsucht

Chronischer Lösungsmittelmißbrauch bei Kindern und Jugendlichen mit neurotoxischen FolgenSniffing addiction: chronic solvent abuse with neurotoxic effects in children and juvenilesH. Altenkirch
  • Neurologische Klinik und Poliklinik (kommissarischer Leiter: Prof. Dr. R. Schiffter), Klinikum Steglitz der Freien Universität Berlin
Further Information

Publication History

Publication Date:
04 May 2009 (online)

Zusammenfassung

Mißbräuchliche chronische Inhalation von Lösungsmitteln zur Rauscherzeugung ist in manchen Industriestädten unter Kindern und Jugendlichen niedriger sozio-ökonomischer Schichten endemisch verbreitet. Größere Erkrankungsserien mit neurotoxischen Komplikationen traten in letzter Zeit besonders nach Benzinschnüffeln, Aerosolschnüffeln und Mißbrauch keton- und hexacarbonhaltiger Lösungsmittel auf. 25 Fälle eines klinisch sehr schwer verlaufenden toxischen Polyneuropathie-Syndroms wurden unter Berliner Schnüfflern beobachtet, die ein mit Methyläthylketon vergälltes Lösungsmittel mißbraucht hatten. Die Rückbildung der peripheren motorischen Ausfälle nahm 2œ bis 3 Jahre in Anspruch; zugleich wurden in schweren Fällen zusätzliche spastische Zeichen sichtbar. Der Pathomechanismus dieses im Tierversuch reproduzierbaren Krankheitsbildes besteht in einer Störung des axonalen Transportes, die zum Untergang peripherer und zentraler Axone führt.

Summary

25 cases of clinically severe toxic polyneuropathy were observed among young people in Berlin who were addicted to sniffing methylethylketone-containing solvents. The peripheral motor defects took 2œ to 3 years to regress. In severe cases there were additional spastic signs. This form of neurotoxic effect can be reproduced in animals. It is due to a disorder of axonal transport which destroys peripheral and central axons.

    >