Die Misere unserer Krankenhäuser: auch eine Folge psychiatrischer Fehlversorgung?

Zusammenfassung

In einer Untersuchung an vier Essener Medizinischen Kliniken sollte festgestellt werden, inwieweit psychische Faktoren für die Auslösung und (oder) Unterhaltung von Krankheitsbildern in Medizinischen Kliniken eine wesentliche Rolle spielen. Bei den in diesem Zusammenhang berücksichtigten Krankheitsarten handelte es sich um Intoxikationen, Medikamenten- und Alkoholabusus sowie um somatopsychische Krankheitsbilder. Dabei stellte sich heraus, daß innerhalb der Untersuchungszeit (1966) etwa 30% mehr Patienten mit psychischen Störungen in Medizinischen Kliniken angetroffen wurden, als in allen für den Großstadtraum Essen zur Verfügung stehenden psychiatrischen Institutionen behandelt werden konnten. Die Häufigkeit, mit der psychische Faktoren für die Auslösung und (oder) Unterhaltung von Krankheitsbildern von den Ärzten als entscheidend angesehen wurden, schwankte bei den einzelnen Häusern zwischen 10,2% und 22,4%.

Summary

In 1966 a total of 1340 persons (14.4% of all in-patients) were admitted to one of four hospitals in Essen because of poisoning, drug overdose, alcoholism or psychosomatic disorders, i. e. conditions not caused by organic disease. It was found that there were nearly 30% more patients in these medical clinics with psychological disorders than could have been treated in all the psychiatric institutions in the Essen area. The incidence of psychological factors judged by the attending doctors to be decisive in the initiation and (or) maintenance of illnesses ranged from 10.2 % to 22.4% in the four hospitals.