Dtsch Med Wochenschr 1972; 97(44): 1701-1704
DOI: 10.1055/s-0028-1107633
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Budd-Chiari-Syndrom nach Einnahme eines Ovulationshemmers

Budd-Chiari syndrome after taking contraceptive drugsH. Goebell, W. Dölle
  • Medizinische Universitätsklinik Marburg/Lahn (Direktor: Prof. Dr. G. A. Martini)
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Publication Date:
15 April 2009 (online)

Zusammenfassung

Bei einer 24jährigen Frau hatten sich etwa 3 Wochen nach der erstmaligen Einnahme einer Kombination von Norgestrel und Äthinylöstradiol (Eugynon®) in wenigen Tagen eine Vergrößerung der Leber, vorwiegend des linken Lappens, und ein Aszites entwickelt, verbunden mit starken Oberbauchschmerzen. Aus den Befunden bei der Laparoskopie, der Leberbiopsie und der Leberszintigraphie ließ sich zusammen mit dem klinischen Bild die Diagnose eines Budd-Chiari-Syndroms stellen. Die akute Krankheitsphase wurde mit Heparin und Diuretika beherrscht. Die Patientin überlebt jetzt im vierten Jahr mit Phenprocoumon-(Marcumar®)-Dauertherapie und ist voll berufstätig[*]. Bisher wurden zehn weitere Fälle mitgeteilt, bei denen ein Zusammenhang zwischen der Einnahme von Antikonzeptiva und dem Auftreten eines Budd-Chiari-Syndroms wahrscheinlich ist.

Summary

In a 24-year-old woman who had only once taken a preparation combining norgestrel and ethinyloestradiol (Eugynon®), hepatomegaly especially of the left lobe and ascites developed about three weeks later and was associated with severe upper abdominal pains. Budd-Chiari syndrome was confirmed at laparoscopy and in the liver biopsy specimen and the liver scan. The acute illness was controlled with heparin and diuretics. Up to her death four years later, the patient was well on continuous treatment with phenprocoumon and was in full-time occupation. Only ten similar cases have been reported so far in which a Budd-Chiari syndrome has occurred in probable association with the taking of contraceptives.

Nachtrag. Nach Drucklegung der Arbeit ergab sich folgender Sachverhalt: Im Mai 1972 befand sich die Patientin in einem naturheilkundlich ausgerichteten Sanatorium, wo die Marcumar-Behandlung abgesetzt wurde. Auf ihren Wunsch erfolgte jedoch eine ernute Marcumar-Behandlung im Juni 1972. Die Quick-Werte lagen um 40%, als sie eine Urlaubsreise ins Ausland antrat. Dort kam es zum Auftreten von Gelenkbeschwerden und Durchfall, kurze Zeit darauf zu einer schweren Hämatemesis. Da die Blutung konservativ nicht beherrscht werden konnte, wurde eine Laparotomie durchgeführt, bei der eine Pfortaderthrombose und Aszites festgestellt wurden. Die Patientin ist am 27. 6. 1972 an der schweren Blutung aus Ösophagusvarizen gestorben. Eine Sektion fand nicht statt.

Nachtrag. Nach Drucklegung der Arbeit ergab sich folgender Sachverhalt: Im Mai 1972 befand sich die Patientin in einem naturheilkundlich ausgerichteten Sanatorium, wo die Marcumar-Behandlung abgesetzt wurde. Auf ihren Wunsch erfolgte jedoch eine ernute Marcumar-Behandlung im Juni 1972. Die Quick-Werte lagen um 40%, als sie eine Urlaubsreise ins Ausland antrat. Dort kam es zum Auftreten von Gelenkbeschwerden und Durchfall, kurze Zeit darauf zu einer schweren Hämatemesis. Da die Blutung konservativ nicht beherrscht werden konnte, wurde eine Laparotomie durchgeführt, bei der eine Pfortaderthrombose und Aszites festgestellt wurden. Die Patientin ist am 27. 6. 1972 an der schweren Blutung aus Ösophagusvarizen gestorben. Eine Sektion fand nicht statt.

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