Klin Monbl Augenheilkd 2009; 226(3): 189-190
DOI: 10.1055/s-0028-1109139
Der interessante Fall

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ophthalmomyiasis externa durch Oestrus ovis der Schafs- und Ziegenbremse

Ophthalmomyiasis Externa Due to Oestrus Ovis a Sheep BotflyA. Cucera, C. Watzel, G. K. Lang
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Publication History

Eingegangen: 26.10.2008

Angenommen: 31.12.2008

Publication Date:
17 March 2009 (online)

Case report

Es stellten sich eine 30-jährige Patientin und ein 30-jähriger Patient mit stark gerötetem Auge, starker Lid- und Bindehautschwellung, vermehrter Epiphora, massivem Fremdkörpergefühl und fokalen subepithelialen Blutungen vor. Anamnestisch wurde von einer Reise auf Korsika berichtet, bei der 2 Tage zuvor bei beiden Patienten wohl eine Fliege ins jeweils linke Auge geflogen war. Nach ca. 1 – 2 min setzte eine Epistaxis aus dem kontralateralen Nasenloch ein. Einen Tag später fand sich eine massive Augenrötung und Lidschwellung.

Bei der ophthalmologischen Untersuchung fand sich bei beiden Patienten ein voller Visus. Am Augenvorderabschnitt fand sich jeweils am linken Auge eine ausgeprägte konjunktivale Injektion mit Bindehautchemosis und Lidschwellung. Subtarsal fanden sich länglich-weiße Parasiten ([Abb. 1] [2]). Die Larven hatten eine Länge von ca. 1,5 mm und eine Breite von ca. 0,5 mm mit einem segmentierten Körper. Der Augenhintergrund war bei der Untersuchung in Mydriasis morphologisch unauffällig.

Abb. 1 Spaltlampenuntersuchung: Larve in der Bindehaut.

Abb. 2 Spaltlampenuntersuchungsvergrößerung: Larve in der Bindehaut mit Bindehautblutung.

Die Parasiten wurden einzeln und komplett mechanisch entfernt und für eine mikrobiologische Untersuchung asserviert (70 %-igem Alkohol). Bei der mikroskopischen Untersuchung fand man einen segmentierten Körper mit 2 hakenförmigen Gebilde am vorderen Ende, mit denen sie sich in der Bindehaut festhaken konnten ([Abb. 3 6]). An diesen Stellen fanden sich auch kleine Einblutungen in die Bindehaut ([Abb. 2]). Diese Parasiten wurden mikroskopisch als Larven im Anfangsstadium der Gattung Oestrus ovis (Schafs- und Ziegenbremse) identifiziert.

Abb. 3 Mikroskopisches Bild der Larve.

Abb. 4 Vergrößertes Bild der mikroskopischen Ansicht der hakenförmigen Gebilde.

Abb. 5 Elektronenmikroskopisches Bild der hakenförmigen Gebilde (× 340).

Abb. 6 Elektronenmikroskopisches Bild der Larve (× 140).

Die Lokaltherapie erfolgte mit einer antibiotischen Augensalbe. Bei der Kontrolluntersuchung am nächsten Tag fanden sich keine weiteren Larven und der ophthalmologische Befund war deutlich reizarmer. Wegen zusätzlichen Beschwerden in der Nase (Nasenkribbeln) erfolgte eine HNO-ärztliche Vorstellung. Diese ergab einen unauffälligen Befund des Nasen-Rachen-Raumes.

Literatur

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Dr. Anna Cucera

Augenklinik, Universitätsklinikum Ulm

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