Klin Monbl Augenheilkd 2009; 226(7): 568-571
DOI: 10.1055/s-0028-1109546
Klinische Studie

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ein neues haploskopisches Testverfahren verhindert monokulare Perzeption durch Blinzeln

A New Haploscopic Test Device Excludes Blinking Induced Monocular PerceptionS. Koinzer1 , C. Kandzia1 , J. Roider1
  • 1Universitätsaugenklinik, UK-SH Campus Kiel
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Publication History

Eingegangen: 29.4.2009

Angenommen: 8.6.2009

Publication Date:
30 July 2009 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund: Haploskopische Testverfahren wie etwa der Polatest helfen, funktionelle Sehverschlechterung, Aggravation oder Simulation zu diagnostizieren. Sie versuchen, eine Testperson darüber zu täuschen, welches Auge welche Hälfte einer Optotypenreihe wahrnimmt. Diese haploskopische Verwechslung kann durch einseitiges Blinzeln leicht bemerkt werden. Andere Untersucher haben versucht, die Testperson am Durchschauen des Testverfahrens zu hindern, indem sie die Optotypen nur für sehr kurze Zeit darboten. Wir stellen ein neues Gerät vor, das den Optotypenprojektor immer dann abschaltet, wenn der Patient mindestens ein Auge schließt. Material und Methoden: Ein neu entwickeltes Gerät berührt mit einem feinen Draht die Oberlider des Probanden, während dieser mit einem gewöhnlichen Polatest untersucht wird. Die feinen Drähte folgen der Lidbewegung und lösen eine Lichtschranke aus, sodass der Optotypenprojektor abgeschaltet wird, wenn ein Lid die offene Position verlässt. Dieses Gerät wurde an 30 Probanden getestet. Ergebnisse: Das Gerät ließ sich an 59 / 60 getesteten Augen verwenden. 24 / 30 Probanden konnten anfangs die haploskopische Verwechslung nicht durchschauen. 18 / 30 durchschauten sie auch nach längerer Tragezeit nicht. Schlussfolgerung: Das neue Gerät arbeitete an fast allen Probanden und hielt die Mehrheit davon ab, die haploskopische Verwechslung zu durchschauen. Es ist eine nützliche Erweiterung des Polatests und macht ihn auch in wiederholten Untersuchungen anwendbar. Daher erscheint es geeignet, den Nachweis einseitiger funktioneller Sehverschlechterung leichter zu erbringen.

Abstract

Background: Haploscopic tests like the pola-test are used to detect functional loss of vision, aggravation or simulation. They aim at confusing the tested person about the relation of disparate monocular visual perceptions to the right and left eyes. The haploscopic confusion can be overcome easily by single sided blinking. Other investigators have faced this problem by presenting optotypes very briefly, thus excluding blinking artefacts. We introduce a new device for shutting off the optotype projection whenever blinking occurs. Materials and Methods: A newly developed mechanism slightly presses small lever-switches onto each upper eyelid of a test person while performing the pola test. The levers move up and down following eyelid movements. Lid closure triggers a shut off of the optotype projector. The device was tested on 30 persons. Results: The device worked properly on 59 / 60 eyes. 24 / 30 persons did not realize the haploscopic confusion at the beginning, but 6 / 30 did right away. 18 / 30 would not realize the haploscopic confusion even after some experience. Conclusions: The new device worked on nearly all patients and effectively kept most of them from overcoming the haploscopic confusion. It is a useful upgrading for haploscopic tests, making them applicable even in repeated examinations. It should be helpful to detect single-sided functional loss of vision.

Literatur

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Dr. Stefan Koinzer

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