Dtsch Med Wochenschr 1952; 77(11): 334-337
DOI: 10.1055/s-0028-1115954
Therapie

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Die klinische Anwendung neuerer peroral wirksamer Östrogene1

Leif Dibbelt
  • Frauenklinik der Medizinischen Akademie zu Düsseldorf (Direktor: Prof. Dr. med. H. Schmidt-Elmendorff)
1 Teilweise vorgetragen auf der 119. Sitzung der Niederrheinisch-Westfälischen Gesellschaft für Geburtshilfe u. Gynäkologie in Essen.
Further Information

Publication History

Publication Date:
22 April 2009 (online)

Zusammenfassung

Es wird über klinische Erfahrungen mit zwei peroral wirksamen oestrogenen Stoffen berichtet, dem Aethinyloestradiol (Eticyclin) und der Methyl-bisdehydro-doisynolsäure (Fenocyclin).

Das ruhende Endometrium von Frauen in der Menopause konnte mit 3 mg Eticyclin und 40 mg Fenocyclin zur Proliferation gebracht werden.

Ausfallserscheinungen im Klimakterium wurden in einem hohen Prozentsatz der Fälle mit 0,01 bis 0,08 mg Eticyclin und 1 bis 6 mg Fenocyclin täglich behoben; während das Fenocyclin keine Nebenwirkungen zeigte, traten beim Eticyclin gelegentlich solche auf.

Bei operativen Kastrationen wurde die Wirksamkeit der beiden Präparate verglichen. Das Wirkungsverhältnis von Eticyclin zu Fenocyclin betrug 34 : 1.

Mit beiden Präparaten wurde die Laktationsprophylaxe im Wochenbett durchgeführt. Mit 1,25 mg Eticyclin, auf die ersten 7 Wochenbettage verteilt, konnte in 63% die Laktation völlig verhindert werden, während in 34% eine kurzfristige und geringe Aktivität der Brust eintrat. Mit 50 mg Fenocyclin wurde in 33% eine völlige Unterdrückung der Laktation erreicht, während es bei mehr als der Hälfte der Frauen zu geringer Brustdrüsentätigkeit kam.

Während sich das Eticyclin in der Laktationsprophylaxe überlegen zeigte, ist dem Fenocyclin bei der Behandlung klimakterischer Ausfallserscheinungen infolge seiner guten Verträglichkeit der Vorzug einzuräumen. Beide Präparate sind im übrigen für die Oestrogentherapie als geeignet anzusehen.