Dtsch Med Wochenschr 1951; 76(51): 1622-1624
DOI: 10.1055/s-0028-1117550
Klinik und Forschung

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Magengeschwür und russische Kriegsgefangenschaft

G. Paschlau
  • Ehemal. Evangelischen Krankenhaus Göttingen-Rohns
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Publication Date:
05 May 2009 (online)

Zusammenfassung

Auswertung der Krankengeschichten von 2000 Rußlandheimkehrern hat 19 = 0,95% Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre und 104 = 5,1% chronische Gastritiden ergeben, welch letztere zu 75% an- oder subazid waren. 37 frühere Ulkusträger wurden ermittelt, die in der Gefangenschaft geschwürsfrei geblieben waren.

Es besteht demnach kein Anhalt dafür, daß das Auftreten von Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren und ihren Rezidiven durch die Einwirkungen der russischen Gefangenschaft generell begünstigt worden ist. Die hochgradige Eiweißunterernährung scheint vielmehr die konstitutionelle Neigung zum Manifestwerden von Geschwüren verringert zu haben. Bei weniger geschädigten Menschen sind allerdings die nervösen und seelischen Belastungen der Gefangenschaft zur Wirkung gekommen und haben zur Entstehung von Geschwüren geführt, deren Häufigkeit jedoch hinter der der Zivilbevölkerung in der Kriegs- und ersten Nachkriegszeit zurückbleibt.

Die Vielzahl und Schwere der schädigenden Faktoren in der russischen Gefangenschaft hat jedoch zur Entwicklung sehr vieler chronischer Gastritiden, meist sub- oder anazider Natur, geführt, die die Gastritiden der Vorkriegszeit bei weitem an Häufigkeit übertreffen. Die sich hieraus ergebenden Schlußfolgerungen für die versorgungsärztliche Begutachtung werden erörtert.

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