Dtsch Med Wochenschr 1942; 68(14): 347-351
DOI: 10.1055/s-0028-1120088
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© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Die spezifischen biologischen Behandlungsverfahren der Staphylokokkenerkrankungen

H. Gross
  • Institut für Diagnostik und experimentelle Medizin in Hildesheim. Leiter: Dr. H. Gross
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Publication Date:
03 June 2009 (online)

Zusammenfassung

Die spezifischen Behandlungsverfahren der Staphylokokkenerkrankungen erstrecken sich hauptsächlich auf die Anwendung von Staphylokokkenvakzinen, antitoxischem Staphylokokken- und Rekonvaleszentenserum, Staphylokokkenanatoxin, Antivirus und Bakteriophagen. Unter diesen spezifisch wirkenden Mitteln nehmen nach eigenen Erfahrungen und den Angaben des Schrifttums die Vakzinen, von denen wir die Autovakzinen besonders hervorheben möchten, eine bevorzugte Stellung ein. Das Staphylokokkenanatoxin wird als aktiv immunisierender Impfstoff vor allem im Ausland, besonders in Frankreich, in weitgehendem Maße angewandt. Die Anatoxin- wie auch die Bakteriophagen-therapie, die bei gewissen Fällen von Staphylokokkeninfektionen günstige Heilerfolge zeigen, verdienen auch in Deutschland weiter ausgebaut zu werden. Ebenfalls besitzen auch die Antivirussalben eine günstige therapeutische Beeinflussung auf Staphylomykosen der Haut und der Schleimhäute. Bei Staphylokokkenbakteriämien und Osteomyelitiden mit toxämischen Allgemeinerscheinungen vermögen Einspritzungen von antitoxischem Staphylokokken- oder Rekonvaleszentenserum den schweren Allgemeinzustand zu beheben, durch Bindung der Toxine die chirurgisch notwendigen Maßnahmen zu unterstützen und heilungsfördernd zu wirken. Auf die Bedeutung der modernen Chemotherapie mit den Sulfonamidpräparaten, von denen das Sulfathiazol und das Sulfamethylthiazol zur Zeit die wirksamsten gegen Staphylokokkeninfektionen zu sein scheinen, wird hingewiesen. Mit diesen chemischen Mitteln sind sicherlich gute Heilerfolge zu erzielen, eine vorbeugende und schützende Wirkung gegen Neuerkrankungen und Rezidive, die ja bei Staphylokokkeninfektionen so häufig beobachtet werden und durch die spezifischen Bakterienpräparate erfolgreich bekämpft werden können, besitzen sie jedoch nicht. Die aktiv immunisierenden Impfstoffe nehmen daher im Kampf gegen die so weitverbreiteten und häufig sehr gefährlichen Staphylokokkenerkrankungen einen wichtigen und unentbehrlichen Platz unter den Arzneimitteln ein und die modernen Chemotherapeutika werden sich ihnen würdig an die Seite stellen.

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