Dtsch Med Wochenschr 1938; 64(14): 484-487
DOI: 10.1055/s-0028-1122126
Forschungsergebnisse

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Über streng kochsalzfreie Ernährung

Gerhard Stroomann - Chefarzt
  • Sanatorium Bühlerhöhe
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Publication History

Publication Date:
05 May 2009 (online)

Zusammenfassung

Nach den Ergebnissen unseres Versuches haben wir jetzt für die Praxis einen Anhalt, daß die Umstellung zu streng salzfreier Ernährung beim Gesunden sofort am 1. Tage gelingt und nach 4—6 Tagen die niederen Volhardschen Zahlen streng verlangt werden können, sodaß nach Fehlern der Kost oder deren Durchführung gefahndet werden muß, wenn höhere Kochsalzwerte als 0,8 g im Urin gefunden werden.

Charakteristische Gewichtsbewegungen erfolgen in unserem Versuch nur bei der Umstellung der Kost und auf Salyrgan als Abnahme und als starke Zunahme bei der Rückkehr zu gemischter Kost.

Auf Flüssigkeitsbelastungen nach 10 Tagen salzfreier Ernährung kommt es zu einer eigenartigen Hemmung der Diurese, über die bis jetzt nur Vermutungen möglich sind.

Die subjektiven Erscheinungen während des kurzen Versuches waren — wie in früheren längerdauernden Versuchen Stöhrs — bei den gesunden Studenten ohne jede suggestive Komponente überraschend eingreifend: Veränderungen des Geschmacks, Mattigkeit, Kopfweh, Schwindel, Schlafstörungen, abnehmende Konzentration, Reizbarkeit, Erschwerung und Unsicherheit der Bewegungen, Herzklopfen, Kurzluftigkeit beim Gehen und Steigen. Im Zusammenhang mit Angaben der Literatur (bei Glatzel) werden Zustände wie bei Nebenniereninsuffizienz verglichen.

Schlüsse für die salzfreie Ernährung bei Kranken sollen aus dem Versuch nicht gezogen werden. Hervorzuheben ist aber, daß salzfreie Kost bzw. der Übergang zu salzfreier Kost nach unseren Ergebnissen auch bei Gesunden einen Eingriff bedeutet, dessen Deutung noch nicht so fertig abgeschlossen ist, wie es viele, geläufige Empfehlungen scheinen lassen könnten.

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