Dtsch Med Wochenschr 1938; 64(26): 928-932
DOI: 10.1055/s-0028-1122223
Zur Pflanzenheilkunde

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Die Bedeutung deutscher Heilpflanzen für die kausale und symptomatische Therapie der Beinleiden

Hans Seel
  • Forschungsinstitut für klinische Pharmakologie in Berlin
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Publication Date:
01 September 2009 (online)

Zusammenfassung

Systematische pharmakologische Untersuchungen und klinische Beobachtungen über die Anwendung deutscher Arzneipflanzen lassen erkennen, daß gerade auf dem Gebiet der bisher so wenig erfreulichen Therapie der Beinleiden viele einheimische Heilpflanzen wertvolle Dienste leisten. Zur internen, kausalen Behandlung der vorwiegend auf Kreislaufstörungen beruhenden Beinleiden eignen sich besonders u. a. Crataegus, Digitalis, Gratiola, Viscum, Marrubium und Rosa canina — zur peripheren, mehr symptomatischen und äußerlichen Anwendung Pflanzen wie Symphytum, Urtica, Arnica, Calamus, Aesculus und Thymus.

Die Gruppe der herz- und kreislaufwirksamen Heilpflanzen (Crataegus usw.) bewirkt eine Tonisierung und Regularisierung der Herztätigkeit und somit eine Kräftigung des peripheren Kreislaufs. Die peripher äußerlich angreifenden Arzneipflanzen (Symphytum und dergleichen) fördern vor allem die Durchblutung und Durchwärmung des erkrankten Gewebes. Inwieweit spezifische Bestandteile der einzelnen Pflanzen bzw. der Pflanzenextrakte hierbei maßgeblich beteiligt sind (Cholin, Glykoside und ähnliche Verbindungen), ist noch durch pharmakologische und pharmazeutisch-chemische Untersuchungen klären. Die klinische Beobachtung an einem ausgedehnten Krankenmaterial läßt jedoch die günstige Wirkung der Pflanzenextrakte auf die vorwiegend durch Kreislaufstörungen bedingten Beinleiden so eindeutig erkennen, daß die Anwendung der genannten deutschen Arzneipflanzen eine äußerst wertvolle und dabei sehr wirtschaftliche Bereicherung unserer therapeutischen Möglichkeiten darstellt.

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