Dtsch Med Wochenschr 1938; 64(37): 1316-1320
DOI: 10.1055/s-0028-1123356
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Pseudoaktinomykose oder echte Aktinomykose?

Martin Wassmund
  • Kieferklinik des Rudolf Virchow-Krankenhauses in Berlin. Dirig. Arzt: Priv.-Doz. Dr. Martin Wassmund
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Publication Date:
01 September 2009 (online)

Zusammenfassung

Der Befund von Aktinomyceten und ihren Drusen durch bakteriologischen oder histologischen Nachweis besagt bei einer eitrigen Entzündung im Gesicht oder am Hals noch nicht, daß eine Aktinomykose vorliegt. (Das gleiche gilt für den Befund von Leptothrix.) In der Mehrzahl der Fälle sind die Aktinomyceten avirulent und stellen eine saprophytäre Beimengung zu den Eitererregern dar. Nur in 40% der Fälle sind sie virulent und befähigt, eine chronische spezifische Entzündung hervorzurufen. Nicht der Pathologe oder Bakteriologe kann daher die Diagnose der Aktinomykose stellen, sie können nur einen Befund erheben. Der Kliniker muß aus der Beobachtung des Krankheitsbildes und Verlaufes entscheiden, ob die Aktinomyceten virulent oder avirulent sind, ob sie das Krankheitsbild bestimmend beeinflussen oder nicht, ob eine echte Aktinomykose oder eine Pseudoaktinomykose vorliegt.

Ein erheblicher Teil der Aktinomykosen, über die im Schrifttum berichtet wird, sind mit großer Wahrscheinlichkeit Pseudoaktinomykosen. Sie wären auch ohne Röntgenbestrahlung oder „radikale operative Maßnahmen” in kurzer Zeit geheilt worden. Es erklärt sich, warum viele Fälle von Aktinomykose schon mit wenigen kleinen Röntgendosen geheilt werden konnten. Es waren das die Pseudoaktinomykosen. Die echten Aktinomykosen benötigen meist lang dauernde Bestrahlungen oder intensive Röntgendosen. Für echte Aktinomykosen ist die Jod-Iontophorese mindestens ebenso wirksam wie die Röntgenbestrahlung, sie hat aber den Vorzug der Ungefährlichkeit.

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