Dtsch Med Wochenschr 1931; 57(28): 1194-1197
DOI: 10.1055/s-0028-1124610
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Modifizierte Dauerschlummerbehandlung bei Depressionszuständen

Ferdinand Segerath, Theo Wember
  • Aus der Psychiatrischen und Nervenstation, Philippusstift in Essen. (Leiter: Dr. Segerath.)
Further Information

Publication History

Publication Date:
06 May 2009 (online)

Zusammenfassung

Bei der geringen Heilungsaussicht der schizophrenen Zustände mag man die Dauerschlummerbehandlung versuchen, wenn wir auch keine großen Erfolge sahen. Wesentlich besser sind nach unseren Erfahrungen die Heilungsaussichten bei Depressionszuständen der zyklischen Reihe, der Melancholia simplex und den Depressionen des Klimakteriums und Postklimakteriums, bei denen wir in Ÿ aller Fälle weitgehende Besserungen und Heilungen sahen. Bei Personen über 55 Jahren, bei Herzschwäche und bei lungen- und nierengefährdeten Menschen sollte die Kur nicht durchgeführt werden. Wir sind zum Teil neue Wege gegangen bezüglich der Dauer und auch des Medikationsschemas, insofern wir das bisher meist gebräuchliche Somnifen durch weniger gefährliche Mittel ersetzt haben. Die Dauerschlummerbehandlung ist auch in unserer Modifikation eine lebensgefährliche Kur. Sie sollte darum nach strengster Indikation vorgenommen werden, und zwar nur unter besonders sorgfältiger dauernder Ueberwachung von Seiten des Arztes und eines geschulten Pflegepersonals. Vorherige Aufklärung der Angehörigen über die große Lebensgefahr der Kur und eventuelle Einholung eines schriftlichen Einverständnisses haben wir uns zur Regel gemacht. Das Risiko der Kur sollte man nur übernehmen, wenn der Krankheitszustand ein sehr schwerer ist und man eventuell mit längerer oder dauernder Unterbringung in einer Heilanstalt rechnen muß. Dann aber sollte man auch die Behandlungsmöglichkeit mit der Dauerschlummerbehandlung zum Wohle des Kranken anwenden. Wir wollen hoffen, durch Erweiterung der zur Zeit noch spärlichen Erfahrungen mit unserer Therapie so weit zu kommen, die uns zu Gebote stehenden Medikamente in der besten Zusammensetzung und Stärke in Anpassung an die jeweilige Verträglichkeit und das jeweilige Leiden des Kranken ohne Schädigung zu einem größtmöglichen Heilerfolg zu gebrauchen.

    >