Dtsch Med Wochenschr 1911; 37(8): 341-343
DOI: 10.1055/s-0028-1130474
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Ueber den Typus der Tuberkelbazillen im Auswurf der Phthisiker1)

StabsarztB. Möllers - kommandiert zum Institut
  • Aus dem Institut für Infektionskrankheiten in Berlin. (Direktor: Geh. Ober-Med.-Rat Prof. Dr. Gaffky.)
1) Die Untersuchungen wurden mit den Mitteln der Robert Koch-Stiftung in R. Kochs Laboratorium ausgeführt und werden in dem binnen kurzem erscheinenden Heft 1 der „Veröffentlichungen der Robert Koch-Stiftung” ausführlich mitgeteilt werden.
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Publication Date:
22 June 2009 (online)

Zusammenfassung

In dem Sputum von 51 Lungenkranken, welches von uns teils dreimal, teils zweimal, teils einmal auf Meerschweinchen verimpft wurde, konnten in jedem Falle durch den Kaninchenversuch Tuberkelbazillen des humanen Typus festgestellt werden, ohne daß wir auch nur in einem einzigen Falle kaninchenpathogene Bazillen finden konnten.

Mit Einschluß unserer Fälle sind bisher in der Literatur 632 aus Phthisikersputum gezüchtete Reinkulturen beschrieben worden, die in den Jahren 1898 bis jetzt in den verschiedensten Gegenden der Welt in einwandfreier Weise auf ihre Zugehörigkeit zum humanen oder bovinen Typus untersucht sind. Diese 632 Kulturen gehörten, wenn wir von einem nicht hinreichend geklärten Falle (de Jong-Stuurmann) absehen, sämtlich dem humanen Typus an.

Es besteht somit die Behauptung Robert Kochs vollkommen zu Recht, daß noch kein Fall von Phthisis bekannt ist, in dem für eine längere Zeit von dem betreffenden Menschen Perlsuchtbazillen ausgehustet bzw. bei ihm nachgewiesen wurden.

Das Fehlen von Perlsuchtbazillen im Sputum der an Lungenschwindsucht leidenden Menschen, die den weitaus größten Teil aller Tuberkulösen umfassen, zeigt die Richtigkeit der Auffassung Robert Kochs, daß die Perlsucht des Rindes für die Erkrankung des Menschen an Tuberkulose nur eine untergeordnete Rolle spielt.

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