Dtsch Med Wochenschr 1911; 37(17): 789-791
DOI: 10.1055/s-0028-1130637
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Altes und Neues zur Händedesinfektion

P. Sick
  • Aus der Chirurgischen Abteilung des Diakonissenhauses in Leipzig
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Publication Date:
22 June 2009 (online)

Zusammenfassung

Da nur tadellose Haut desinfiziert werden kann, kommen allein solche Desinfektionsmethoden für den Einzelnen in Betracht, die er bei guter Prophylaxe und Hautpflege verträgt. Es ist daher kaum ein einziges Verfahren für alle geeignet, falls man nicht auf die größtmögliche Sicherheit verzichten will. Nicht einwandfrei sind die reine Alkoholdesinfektion und die Handschuhe. Erstere ist nur für kurzdauernde Operationen eine gute Schnelldesinfektion, letztere sind als Handschutz bei Eiterfällen, bei Untersuchungen (Mund etc.!) unentbehrlich. Auch Chirosotér, Gaudanin kommt für beides in Betracht, nicht aber für große Operationen.

Neben der die Hände zu sehr angreifenden Fürbringerschen, Heusnerschen und Alkohol-Tanninmethode ist Mikulicz' Seifenspiritus vielleicht in noch höherem Grade geeignet, eine energische Dauerdesinfektion der Haut zu machen, ohne die letztere zu schädigen. Er tut dies mit oder ohne vorhergehende Heißwasserseifenbürstung der Hände. In jedem Fall dringt die Kaliseife mit dem Alkohol tief in die Hautporen ein; erstere bleibt als ein antiseptischer Bestandteil in und auf der Haut, ohne unangenehme Klebrigkeit zurück; letzterer setzt die Drüsentätigkeit der Kutis lange Zeit auf ein Minimum herab; beide fixieren etwa noch vorhandene Keime verläßlich, sodaß keine Bakterien im Verlauf langdauernder Operationen an die Oberfläche kommen. So schafft der Seifenspiritus eine bessere Hautschutzdecke, als der leicht verletzliche Handschuh, nicht nur durch oberflächlichen Ueberzug, sondern durch Dauerwirkung in der Haut. Wird Dauerimprägnierung der Haut vertragen (die Seife nicht nach der Operation abgespült), so setzen sich Bakterien in der Haut nicht mehr fest; die nur noch oberflächlich haftenden Beschmutzungen lassen sich sehr leicht abspülen (mit Wasser oder Seifen); darauf wird die Seifenspiritusdeckschicht wieder ergänzt.

Nur wer auch dieses oder ein ähnliches kombiniertes Verfahren nicht verträgt, sollte sich mit der reinen Alkoholdesinfektion mit oder ohne Handschuh begnügen.

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