Dtsch Med Wochenschr 1911; 37(25): 1154-1157
DOI: 10.1055/s-0028-1130758
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Zur Frage der Spezifizität der Plaut-Vincentschen Anginaerreger

Kurt Blühdorn - Assistenzarzt
  • Aus der Infektionsabteilung des Rudolf Virchow-Krankenhauses in Berlin. (Dirigierender Arzt: Prof. Dr. Jochmann.)
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Publication Date:
22 June 2009 (online)

Zusammenfassung

1. Fusiforme Bazillen und Spirillen finden sich, bald spärlich, bald reichlicher, gemeinschaftlich oder die eine von beiden, in einer großen Anzahl von Rachenabstrichen Gesunder vor; fast regelmäßig sind sie in der Umgebung der Zähne und des Zahnfleisches in der „gesunden“ Mundhöhle anzutreffen.

2. Ebenso sind die genannten Mikroben bei den verschiedensten anginösen Erkrankungen (Diphtherie, Scharlach, luetischen Anginen, Strepto- und Staphylokokkenanginen) in wechselnder Zahl zum Teil massenhaft unter sonstiger reichlicher Bakterienflora als harmlose Saprophyten zu finden.

3. Dieselben Spirillen und fusiformen Bazillen können, wenn sie in Reinkultur oder fast rein nachgewiesen werden, sodaß andere Erreger als Krankheitsursache nicht in Betracht kommen, eine eigene Erkrankungsform, die sog. Plaut-Vincentsche Angina, hervorrufen.

4. Sie sind nicht allein für anginöse Prozesse, sondern möglicherweise unter denselben Bedingungen auch für andere ulzeröse Mundprozesse als ätiologischer Faktor verantwortlich zu machen.

5. Durch bakteriologische, auch kulturelle Untersuchung wird man in jedem Zweifelfalle von Plaut-Vincentscher Angina insbesondere die klinisch auch mannigfache Aehnlichkeit bietende Diphtherie unbedingt ausschließen müssen, um eventuell den richtigen Zeitpunkt für eine spezifische Serumtherapie nicht zu versäumen.

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