Dtsch Med Wochenschr 1953; 78(2): 53-56
DOI: 10.1055/s-0028-1131198
Therapie

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Der heutige Stand in der Behandlung des Rektumkarzinoms 1

Hans Hellner
  • Chirurgischen Universitätsklinik Göttingen (Direktor: Prof. Dr. H. Hellner)
1 Auszug aus einem am 23. 5. 1952 auf dem Internationalen Chirurgenkongreß in Madrid gehaltenen Referat.
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Publication Date:
21 April 2009 (online)

Zusammenfassung

Es ergibt sich, daß die Benennung der Operationen nach einzelnen Autoren, von denen viele nur vorübergehende, zeitbedingte, subjektive und dann wieder verlassene Verbesserungen empfohlen haben, zu Schwierigkeiten der Verständigung führt.

In jedem Falle ist die Ausrottung des Mastdarmkrebses = radikale Exstirpation des Tumors anzustreben. Dazu gehören mindestens 3 cm Darmwand vom untersten Tumorrande ab gemessen, mindestens 12 cm Darmwand vom oberen Tumorrande ab gemessen, und die Ausräumung des zugehörigen Lymphgebietes (wie beim Mammakarzinom).

Das Ziel der radikalen Operation ist zu erreichen durch 1. Amputation des Rektosigmoids mit endständigem Anus iliacus; 2. Resektion mit Wiederherstellung der Kontinuität.

Vor der Operation ist jeder Ileus zu beseitigen, die Eiweißwerte sollen normal sein; ebenso muß das rote Blutbild gut, das weiße darf nicht schwer pathologisch sein. Kreislauf und EKG sollen intakt sein.

Die Indikation zur Amputation ist gegeben bei länger bestehenden Tumorsymptomen, bei Tumorsitz innerhalb der untersten 8 cm, wenn bei der Operation sicht- und fühlbare Lymphknotenmetastasen da sind, sofern die Geschwulst überhaupt noch operabel ist. Gerade bei diesen Fällen ist der Begriff der Operabilität, die technisch zwar gegeben ist, aber eine erhöhte Operationsgefährdung und ein schlechtes Endergebnis bedeutet, eher einzuschränken als zu weit zu fassen.

Als radikales Amputationsverfahren kommt heute praktisch nach meiner Auffassung nur die abdomino-sakrale Amputation im Sinne von Quenu, oder die sakro-abdominale Monoblock-Amputation nach K. H. Bauer in Frage.

Für die — ebenfalls radikalen! — Resektionsverfahren sind möglichst zu fordern: Nicht zu lange bestehende und nicht zu sehr vorgeschrittene Tumoren, gute Eiweiß- und Blutwerte vor der Operation, ein intakter Kreislauf, nicht zu fettleibige Menschen, jüngere Menschen, die noch voll im Berufsleben stehen. Die untersten 8—10 cm des Rektums müssen frei von Tumor sein.

Auch sie sind vorwiegend einzeitig und kombiniert durchzuführen. Die abdomino-sakralen Verfahren bieten wieder die Vorteile des Beginns in der Bauchhöhle mit besserer Übersicht der Operabilität. Die Durchzugsverfahren sind zu bevorzugen.

Die rein abdominalen Resektionen kommen nur für höher gelegene Tumoren in Frage. Die Naht ist unterhalb des zu schließenden Beckenperitoneums zu versenken.

In der Prognose stellung sei man auch bei inoperablen Tumoren den Angehörigen gegenüber sehr zurückhaltend. Es gibt Fälle mit einwandfreien Lebermetastasen, die noch jahrelang in leidlichem Zustand leben!

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