Dtsch Med Wochenschr 1933; 59(1): 10-12
DOI: 10.1055/s-0028-1131409
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Die prognostisch-therapeutische Bedeutung des serologischen Befundes bei der Lues

Fritz Bernstein
  • Aus der Hautklinik der Medizinischen Akademie Düsseldorf. Direktor: Prof. H. Th. Schreus
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Publication Date:
06 May 2009 (online)

Zusammenfassung

Unter 3260 mit der Wassermannschen Reaktion, Kahn-Reaktion, Müller-Ballungsreaktion und Meinicke-Klärungsreaktion untersuchten Seren finden sich 133 (das sind 4,08%) mit positivem Resultat in allen 3 Flockungsreaktionen bei negativer WaR. und 7 (das sind 0,2%) mit dem umgekehrten Befund. Die Kahn-Reaktion zeigte in einem Teil der Fälle ein schwächeres Ergebnis als die beiden anderen Flockungsreaktionen.

Von 133 allein in den Flockungsreaktionen positiven Ergebnissen sind 3 (2,26%) unspezifischer Natur, während von den 7 nur in der WaR. positiven Resultaten 2 (= 29%) unspezifische Ausschläge darstellen.

Die Flockungsreaktionen haben 17,8% mehr Luesfälle erfaßt als die WaR. Rund ein Viertel dieser Fälle wiesen manifeste unbehandelte Symptome auf.

Wenn man auch eine ungenügende Vorbehandlung (1 oder 2 Kuren) als Indikation zur Behandlung ansieht, dann lag in mindestens 77,2% der allein in den Flockungsreaktionen positiven Fälle eine behandlungsbedürftige Lues vor. In rund 18,1% der Fälle war eine Behandlung bei Zugrundelegung eines knapp bemessenen Kurmaßes nicht indiziert. Bei diesen letzten Kranken war in der großen Mehrzahl eine verzettelte oder spät begonnene Behandlung vorausgegangen.

26% der Primäraffekte haben nur in den Flockungsreaktionen positiv reagiert.

Damit verdient das allein in den Flockungsreaktionen positive serologische Ergebnis nicht nur in diagnostischer, sondern auch in prognostisch-therapeutischer Hinsicht die volle Beachtung des Klinikers.