Dtsch Med Wochenschr 1933; 59(11): 412-414
DOI: 10.1055/s-0028-1131545
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© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Die Erkrankungen der Haut und der Genitalorgane bei Grippe

W. Engelhardt
  • Aus der Hautklinik der Medizinischen Akademie in Düsseldorf. Direktor: Prof. Schreus
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Publication Date:
06 May 2009 (online)

Zusammenfassung

Im Verlauf von Grippepandemien werden während der Erkrankung und in der Rekonvaleszenz eine Anzahl von Hautkrankheiten gehäuft beobachtet. Ein Teil dieser Hautveränderungen — Herpes labialis, facialis, zoster, subikterische Verfärbung der Körperhaut, Urtikaria, Erysipele, Furunkulosen, Haarausfall, Ergrauen der Haare und Veränderung der Nagelplatten — hat ätiologisch nichts mit dem mit Sicherheit noch nicht bekannten Grippeerreger zu tun. Ihr vermehrtes Auftreten erklärt sich durch das Fieber und die verminderte Widerstandsfähigkeit gegen Keime der verschiedensten Art. Die verschiedenen Exanthemformen, insbesondere die skarlatiniformen und morbilliformen, scheinen jedoch spezifischer Art zu sein. Für diese Annahme spricht das gehäufte Auftreten zu Grippezeiten und die Möglichkeit, andere ätiologische Momente auszuschließen. Die Frage, ob die Exantheme bazillärer oder toxischer Natur sind, muß unbeantwortet bleiben. Ihre Flüchtigkeit und Rezidivneigung macht eine Auslösung durch Toxine wahrscheinlich. Zwang zum therapeutischen Eingreifen besteht nicht. Die Wichtigkeit der Erkennung des Grippeausschlages liegt in der Möglichkeit, akute exanthematisehe Infektionskrankheiten (insbesondere Masern und Scharlach) auszuschließen.

Seitens der Genitalorgane treten insbesondere Entzündungen der Hoden, Nebenhoden und Prostata auf. Sie unterscheiden sich weder klinisch noch therapeutisch von Entzündungen anderer Ätiologie. Der Verlauf derartiger Erkrankungen muß aufmerksam verfolgt werden, da die Neigung zu Abszedierung eine sofortige Operation notwendig machen kann. Ätiologisch muß getrennt werden zwischen chronischen, bereits bestehenden Entzündungen der erwähnten Organe (besonders Gonorrhoe, Tuberkulose), die durch die Grippe akut werden und den echten metastatischen Entzündungen.

Zur Stellung der Diagnose „Grippeorchitis, -epididymitis, -prostatitis” ist es deshalb notwendig, daß die Entzündung während oder im Gefolge einer Grippe auftritt, daß das Bestehen einer Entzündung anderer Ätiologie anamnestisch und klinisch ausgeschlossen wird und daß Entzündungen seitens der Harnröhre nicht bestehen.

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