Dtsch Med Wochenschr 1923; 49(6): 188-190
DOI: 10.1055/s-0028-1131862
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

„Kombinierte” Behandlung der genuinen Epilepsie und einige neuere Mittel derselben (Xifalmilch, Salnervin)

Maximilian Rosenberg in Magdeburg
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
26. Mai 2009 (online)

Zusammenfassung

Da alle theoretischen Grundlagen zur Zeit noch dunkel sind, geht es noch nicht an, sich auf ein einzelnes Mittel allein zu verlassen. Bei der Kombinationskur ist es nicht nötig, allzuviel von jedem Präparat zu geben, besonders wenn man die seelische und körperliche Diätetik nicht außerahtläßt. Bei Xifalmilch empfehle ich intervalläre „paarweise Injektionen”. Die humorale Wirkung der Xifalmilch ist vorläufig noch schwach, das Präparat noch verbesserungsfähig. Trotzdem möchte ich einstweilen nicht darauf verzichten. Ich sehe in der kombinierten Behandlung indessen nicht das Ideal, aber die derzeit notwendige Behandlung, sofern man gegen die genuine Epilepsie einigermaßen therapeutisch wirken will.

Aussichten: Da kein Raum für ausführliche Krankengeschichten in diesem Rahmen ist und diese später an anderer Stelle veröffentlicht werden sollen, will ich nur erwähnen, daß, wenn man die Diagnose auf genuine Epilepsie richtig stellt und ähnliche Zustände durch diagnostische Erfahrung streng auszuscheiden imstande ist, eine eigentliche Heilung durch Behandlung, wie etwa eine Heilung einer Infektionskrankheit, vorderhand noch nicht sicher festgestellt werden kann. Indessen habe ich doch nicht wenige Fälle gesehen, wo früher reichliche Anfälle ganz ausblieben und der Eindruck vollständiger Heilung erweckt wurde. Ich habe auch kaum einen Fall gesehen, in dem man nicht wenigstens zeitweise, und zwar oft recht lange, mit der geschilderten Behandlungsart einen günstigen Einfluß ausüben konnte, sodaß der Patient Erleichterung (Abnahme der Zahl und Schwere der Anfälle) empfand. Im Mittel wird man immerhin eine erhebliche und den Kranken erleichternde therapeutische Wirkung erreichen können, wenn man die bis jetzt vorhandenen Mittel individuell und nach den Gesichtspunkten anwendet, die ich in diesen Zeilen hervorheben wollte.

Die genuine Epilepsie ist beeinflußbar: eigentlich ist es jeder Fall, wenn auch vorderhand nur symptomatisch, und nicht, wie es das Ideal wäre, kausal. Indessen ist zu hoffen, daß eine kausale Therapie auf dem Wege ist. Ich will für diesmal mit der Andeutung schließen, daß eine Verbesserung der blutaktivierenden Methoden erreicht werden muß, worüber ich an anderer Stelle eigene bisherige Versuche berichten werde.

Ausdrücklich betone ich, daß mein Material aus reinen Epilepsiefällen besteht und nicht etwa epilepsieähnliche Fälle mitunterlaufen sind. Zweifelhafte Fälle habe ich bei allen diesen Schlußfolgerungen nicht mitsprechen lassen.

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