Dtsch Med Wochenschr 1918; 44(11): 286-290
DOI: 10.1055/s-0028-1134319
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Zur Diagnostik und Therapie der Trichinose

S. Schoenborn
  • Aus der Inneren Abteilung des Stadtkrankenhauses in Posen
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Publication Date:
16 July 2009 (online)

Zusammenfassung

Ich möchte also hinsichtlich der diagnostischen Erkennung, speziell gegenüber andersartigen Darminfekten, das Hauptgewicht legen auf die Eosinophilie, die bei Typhus, Paratyphus, Ruhr usw. nicht vorzukommen scheint (Pappenheim, Stäubli u. a.). Erst in zweite Linie stelle ich das Gesichtsödem, die Erscheinungen an den Muskeln und am Nervmuskelapparat. Der keineswegs immer leichte Trichinellennachweis im exzidierten Muskel ist natürlich das sicherste Kriterium, während der Nachweis im Stuhl bekanntlich zu den größten Seltenheiten gehört[3)] und der Nachweis der Embryonen im strömenden Blut in unserem Falle jedenfalls mißlang und wohl überhaupt nur bei reichlicher Ueberschwemmung des Körpers gelingen dürfte.

Hinsichtlich der Therapie habe ich in einer Reihe der Fälle Versuche mit Salvarsan- und mit Strychnininjektionen angestellt. Nur von letzteren hatte ich den Eindruck einer wirklichen Beeinflussung und Beschleunigung des Krankheitsablaufs, während das Salvarsan in allen Fällen erfolglos blieb.

Allerdings überstieg die Gesamtmenge des gegebenen Salvarsans niemals 1,5 N-S; sie hätte wohl noch gesteigert werden können. Aber sowohl die einzelne Einspritzung als auch die in der Regel bis zum Ende der hauptsächlichen Fieberperiode reichende Gesamtmenge beeinflußten den Verlauf niemals in erkennbarer Weise. Oedeme, Eosinophilie, Nervmuskelveränderungen zeigten kein anderes Verhalten als bei den nicht mit Salvarsan behandelten Kranken.

Der bessere Eindruck bei Strychninbehandlung kennzeichnete sich als ein rascheres Verschwinden der Schmerzen und, wenn ich mich so ausdrücken darf, eine raschere Wiederkehr der Kontraktilität des Muskels. Diese Wirkung kann ja nur erklärt werden als eine bessere Bahnung motorischer Reize durch die dem Strychnin eigene Erhöhung der Reflexerregbarkeit im Rückenmark (bzw. Beseitigung von Hemmungen). Sie entspricht aber ganz der Wirkung des Strychnins bei nervös bedingten Motorischen Paresen, z. B. bei Neuritiden, und weist (trotz der bisher immer negativen anatomischen Befunde der. Nerven von an Trichinose Gestorbenen) auf das Bestehen einer Neuritis hin. Jedenfalls kann ich einen Versuch mit Strychnintherapie nach meinen Erfahrungen auch bei Trichinose empfehlen.

3 Die entgegengesetzte Behauptung Utrobins steht völlig vereinzelt da.

3 Die entgegengesetzte Behauptung Utrobins steht völlig vereinzelt da.