Dtsch Med Wochenschr 1936; 62(44): 1795-1798
DOI: 10.1055/s-0028-1141376
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© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Kachexie und Kachexiestoffe

Robert Ach in Göttingen
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Publication Date:
05 May 2009 (online)

Zusammenfassung

Es wurde die Hemmung der Zellvermehrung bearbeitet. Sie kann sich lokal oder allgemein auswirken. Letzteres ist ein Wesensmerkmal der Kachexie.

Die Ursachen einer Hemmung der Zellvermehrung können sein: 1. Partielle oder allgemeine Hungerzustände. 2. Physikalische Ursachen (mechanisch, thermisch, Strahlenwirkung). 3. Chemische Stoffe.

Chemische Stoffe, die eine partielle oder allgemeine Hemmung der Zellvermehrung verursachen und in größeren Dosen einen Zellverfall bedingen, wurden „Kachexiestoffe” genannt.

Wir finden eine Kachexie bei folgenden Krankheitsgruppen : 1. Bei Intoxikationen (urämische, bakteriell-toxische Erkrankungen, und solche durch andere Giftwirkungen [Kachexia mercurialis, Phosphor, Arsen]). 2. Bei bösartigen Neubildungen. 3. Bei gewissen Blutkrankheiten (Leukämien usw.). 4. Bei endokrinen Störungen und Avitaminosen.

Es wurde die Auffassung vertreten und ausführlich begründet, daß bei bösartigen Neubildungen die Kachexie neben einer Wirkung giftiger Stoffwechselprodukte des Neoplasmas bedingt ist durch eine Gegenwirkung des Körpers, dergestalt, daß er Stoffe bildet, welche die Zellvermehrung der bösartigen Geschwülste hemmen können. Manche dieser Stoffe wirken jedoch auch hemmend auf die Zellvermehrung des Körpers selbst. Solche Stoffe sind wohl das Prolan A (wirkt nur auf die Vermehrung der Geschwulstzellen), das Vitamin A (große Dosen hemmen allgemein die Zellvermehrung) und vielleicht bestimmte Zirbeldrüsenextrakte. Es muß mit Hilfe dieser oder ähnlicher Stoffe möglich sein, das Wachstum bösartiger Neubildungen weitgehend zu beeinflussen. Ähnlich verhält es sich mit bestimmten Blutkrankheiten, die als „flüssige Tumoren” aufgefaßt werden.

Ein ungefähres Maß für die Größe der hemmenden Wirkung kann, außer bei den letzterwähnten Erkrankungen, vielleicht die Zahl der zelligen Blutbestandteile geben, die ja dauernd neu gebildet werden müssen, sodaß sich bei ihnen eine allgemeine Hemmung der Zellvermehrung sicher auswirkt.

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