Dtsch Med Wochenschr 1908; 34(3): 94-97
DOI: 10.1055/s-0028-1143475
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Ueber die conjunctivale Tuberkulinreaktion1)

Fritz Levy
  • Aus dem Städtischen Krankenhaus Gitschinerstraße in Berlin. (Stellvertr. dirig. Arzt: Dr. F. Bleichroeder.)
1) Vortrag, gehalten im Verein für innere Medizin, am 16. Dezember 1907.
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Publication Date:
11 August 2009 (online)

Zusammenfassung

Die conjunctivale Tuberkulinreaktion kann mit dem Höchster Alttuberkulin in zweiprozentiger Lösung ausgeführt werden. Sie ist allgemein und leicht anwendbar; denn sie erstreckt sich auf Fiebernde, sie erfordert weder minutiöse Dosierung noch Temperaturmessung, sie erzeugt keine oder minimale Störungen und ist ungefährlich. Mit Rücksicht auf die bei 75% der Nichttuberkulösen auftretende Ueberempfindlichkeit bei wiederholter Einträufelung ist darauf zu achten, daß nicht das gleiche Auge zweimal benutzt wird; desgleichen auf bereits vorher bestehende conjunctivale Entzündungen. Positive Reaktion spricht nicht in allen Fällen mit Sicherheit für Tuberkulose, insbesondere nicht bei Typhusrekonvaleszenten; jedoch kommt ihr bei suspekten Individuen eine große, vielleicht ausschlaggebende Bedeutung zu. Negative Reaktion spricht nicht mit absoluter Sicherheit gegen Tuberkulose, besonders bei schwer anämischen und kachektischen Personen. Unter den angegebenen Kautelen stellt die conjunctivale Tuberkulinreaktion ein vortreffliches diagnostisches Hilfsmittel für den praktischen Arzt und den poliklinischen Betrieb dar und dürfte, wenn sich die Befunde der bisherigen Untersucher weiterhin bestätigen, dank ihrer Einfachheit große soziale Bedeutung gewinnen.

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