Dtsch Med Wochenschr 1927; 53(19): 793-795
DOI: 10.1055/s-0028-1165286
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Salvamin-Kahlbaum, seine Verwendung als Heuschnupfenmittel, nebst pharmakologischen Vorbemerkungen

Caesar Hirsch, S. Loewe
  • Aus der Abteilung für Hals-, Nasen-, Ohrenkranke des Marienhospitals in Stuttgart und dem Pharmakologischen Institut der Universität Tartu-Dorpat
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Publication Date:
19 August 2009 (online)

Zusammenfassung

Salvamin (Gallussäureäthanolaminchlorhydrat), ein chemisch dem Adrenalin nahestehendes Amin, ist toxikologisch mehr als 100mal schwächer wirksam als das Adrenalin selbst. Die tödlichen Grenzdosen liegen auch bei Tierarten, bei denen die des Adrenalins weniger als 1 mg betragen, nahe an 1 g je Kilogramm. Die Allgemeinwirkungen am intakten Tier bieten pharmakologisch und toxikologisch weniger Belangreiches. Erst die Analyse der Wirkungen auf autonome Erfolgsorgane läßt eine gewisse Eigenart der Salvaminwirkung erkennen, doch schließt es sich auch hier nicht dem Adrenalintypus an. Es fördert die Funktion autonom innervierter glatter Muskulatur stets ohne Unterschied der sympathischen Innervation, also auch dort, wo Sympathikuserregung eine Hemmung herbeiführt. Auch hier bleibt die Wirkungsstärke um mehr als das 100fache hinter der des Adrenalins bzw. anderer bekannter Erregungsmittel glatter Muskulatur zurück. Klinische Wirksamkeit bei Erkrankungen mit Symptomen aus dem Bereich des autonomen Systems, wie z. B. Asthma bronchiale, kann also nicht auf einen grob symptomatischen Wirkungsmechanismus von der Art des Adrenalins zurückgeführt werden. Die klinische Wirksamkeit des Salvamins bei verschiedenen allergischen Erkrankungen, also z. B. außer Asthma bronchiale auch bei Heuschnupfen auf eine unmittelbare antianaphylaktische Schutzwirkung des Salvamins zurückzuführen war bisher im Tierversuch nicht möglich, doch lassen die Erfahrungen des Anaphylaxieschutzversuchs am Meerschweinchen eine solche Möglichkeit bei den chronischen anaphylaktoiden Erkrankungen des Menschen naturgemäß noch offen.

Hervorzuheben ist nach allen unseren pharmakologischen Versuchen vor allem die große toxikologische Harmlosigkeit der neuen Substanz.