Dtsch Med Wochenschr 1927; 53(22): 916
DOI: 10.1055/s-0028-1165324
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Ueber postoperative Azetonurie

Werner Levy
  • Aus der I. Chirurgischen Abteilung des Städtischen Rudolf Virchow-Krankenhauses in Berlin. (Direktor: Prof. R. Mühsam.)
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Publication Date:
19 August 2009 (online)

Zusammenfassung

Das Auftreten der Azetonurie ist vom Geschlecht und der psychischen Verfassung des Kranken abhängig, die Krankheit, die Operation und das Narkotikum spielen dabei wohl kaum eine Rolle, in erster Linie müssen die Angst und die Shockwirkung dafür verantwortlich gemacht werden.

Ein geradezu beweisendes Beispiel für diese Auffassung: Ein 7jähriger Knabe, der nach Angabe der Eltern immer gesund gewesen ist, wurde 4 Stunden nach einem erlittenen schweren Unfall ins Krankenhaus eingeliefert (Sturz aus 10 m Höhe). Bei der Aufnahme wurde eine Commotio cerebri und Bruch beider Ober- und Unterschenkel festgestellt. Der sofort mittels Katheter entnommene Urin enthielt: Albumen negativ, Saccharum negativ, Azetessigsäure negativ und Azeton positiv. 16 Stunden nach dem Unfall wurde eine Operation (Trepanation) ohne Narkose vorgenommen. 4 Stunden nach der Operation wurde der Urin untersucht: Azeton noch stärker positiv.

Es ist daher zu empfehlen, in Zukunft nicht mehr von einer postoperativen, sondern von der Angst- oder Shockazetonurie zu sprechen.