Dtsch Med Wochenschr 1908; 34(17): 742-745
DOI: 10.1055/s-0029-1186488
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Der Gewebsstrom unter der Stauungshyperämie

Eugen Joseph, Ludwig Schliep - Assistenten der Klinik
  • Aus der I. Chirurgischen Universitätsklinik in Berlin. (Direktor: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Bier.)
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Publication Date:
11 August 2009 (online)

Zusammenfassung

1. Corpusculäre Elemente, welche, irgendwo in das interstitielle Gewebe gebracht, sonst durch den normalen Gewebsstrom in zentralwärts gelegene Lymphspalten fortgetragen werden, werden mitten auf ihrem Weg durch die Stauungsbinde angehalten. Im Stauungsgebiet setzen sie sich in den erweiterten Haupt- und Nebenlymphbahnen ab.

2. Das Stauungsödem steht in engster Beziehung zu dem Blutserum; Stoffe, die an beliebigen Stellen und auf beliebige Art dem Blut zugeführt werden, treten in das Stauungsödem über.

3. Durch das Stauungsödem werden die in den Lymphbahnen des Staugebietes aufgehaltenen Elemente ausgelaugt und in der Gewebsflüssigkeit bis auf geringe Depotreste gleichmäßig fein verteilt.

4. Bei längerer Stauung kehrt die stark vermehrte Gewebsflüssigkeit ihre Stromrichtung um und spült die Stoffe peripherwärts. Dort können sie aus frischen Wunden gelegentlich austreten.

5. Bei der Aufsaugung des Oedems nach Lösung der Binde werden die Stoffe mit der Gewebsflüssigkeit fortgerissen. Sie finden sich nicht in den zentralwärts gelegenen Bindegewebsspalten; im Gegenteil, der abziehende Flüssigkeitsstrom reißt Stoffe, welche in einiger Entfernung vom Staugebiet in die Bindegewebsspalten hineingesetzt werden, mit sich fort.

6. Bei der Entzündung ist der Gewebsstrom von Anfang an beschleunigt und führt die kleinen Elemente sehr schnell aus dem Entzündungsgebiet.

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