Dtsch Med Wochenschr 1920; 46(31): 858-859
DOI: 10.1055/s-0029-1192813
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Die Deckung schlechter Amputationsstümpfe mit Haut und die Technik der Immunisierung der Haut1)

M. Katzenstein
  • Aus dem Früheren Lazarett der Stadt Berlin in Buch
1) Vortrag gehalten in der Berl. Ges. f. Chir. am 26. IV. 1920.
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Publication Date:
14 July 2009 (online)

Zusammenfassung

1. Die Entzündung eines Gewebes infolge Eindringens von Bakterien ist ein Zeichen für das Fehlen der Gewebsimmunität und der Enderfolg dieser Entzündung für das restierende Gewebe die Erzielung einer solchen Immunität.

2. Die ruhende Infektion ist der Zustand, bei dem die Gewebsimmunität trotz des Vorhandenseins pathogener Bakterien eine Entzündung nicht aufkommen läßt. Wenn durch Schädigung des Gewebes, durch ein Trauma z. B. eine Operation dieses Gleichgewicht zwischen Gewebe und Bakterien gestört wird, tritt eine Entzündung ein. Mit dem Auftreten einer solchen Entzündung müssen wir infolgedessen bei allen Operationen rechnen, bei denen Gewebe mit pathogenen Bakterien in Frage kommt. Vermeidung der Schäden durch solche Entzündungen unter anderem durch zweizeitige Operation.

3. Technik der Vorbereitung der Haut, z. B. zwecks Deckung schlechter Amputationsstümpfe.

a) Aus der Umgebung. Bildung einer Hauttasche durch Hautlösung. Tamponade der Hauttasche und dadurch Verbreitung der etwa vorhandenen Infektion. Danach Entzündungserscheinungen, Fieber und Rötung der Haut, nach deren spontanem Ablauf die Sekundärnaht ohne erneute Reaktion vorgenommen werden kann.

b) Reamputationen werden in 2 Sitzungen vorgenommen. In der ersten Sitzung Reamputation und Vorbereitung der Haut, in der zweiten Sekundärnaht.

c) Deckung infektiöser Defekte mit gestielten Hautlappen. Erste Sitzung Lappenbildung, zweite Sitzung Infektion des Lappens, dritte Sitzung seine Uebertragung oder erste Sitzung Bildung einer Hautasche und Infektion, zweite Sitzung Lappenbildung, dritte Sitzung Uebertragung des Lappens.

M. H.! Ich möchte meine heutigen Ausführungen nicht schließen, ohne darauf hingewiesen zu haben, daß die Verwendung der Gewebeimmunität allerdings unbewußt so lange erfolgt, als operative Chirurgie betrieben wird. Meine Bestrebungen gehen dahin, unsere Kenntnisse des Wesens dieser Gewebsimmunität zu erweitern und sie entsprechend ihrer großen Bedeutung bewußt in die Praxis einzuführen.

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