PiD - Psychotherapie im Dialog 2010; 11(4): 330-334
DOI: 10.1055/s-0030-1248633
Aus der Praxis

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Suchttherapie mit UdSSR- und GUS-stämmigen Jugendlichen und jungen Erwachsenen

Dietmar  Czycholl
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Publication Date:
02 December 2010 (online)

Zusammenfassung

Die Tatsache, dass die Bundesrepublik Deutschland ein Einwanderungsland ist, wurde nicht nur sozial- und versorgungspolitisch lange Zeit geleugnet, sie wurde lange Zeit auch in den Sucht-Fachdiensten wie denen der Suchttherapie nicht ausreichend berücksichtigt. Mit den Zuwanderungsereignissen der 90er-Jahre, insbesondere durch die dabei in großem Umfang stattfindende Zuwanderung von Aussiedlern, wurde ein Wechsel der Sichtweisen notwendig.
Bei genauerer Betrachtung der psychologischen Implikationen der Migration und der Anforderungen, die an die Suchttherapie zu stellen sind, wird allerdings deutlich, dass die Verfolgung des Zieles einer interkulturellen Öffnung der Fachdienste Veränderungen auf verschiedenen Ebenen erfordert: Denn die Überwindung von Zugangsbarrieren, die Zuwanderern die Nutzung der Hilfeangebote erschweren, gelingt noch nicht durch die Schaffung sprachlicher und kultursensibler Angebote alleine. Vielmehr setzt sie die Überprüfung und Modifikation der gesamten Arbeitsweisen, der fachlichen Konzepte und der persönlichen Haltungen der Akteure voraus. Interkulturelle Öffnung erweist sich daher als umfassender Prozess, der keineswegs nur den zu versorgenden Zuwanderern, sondern der gesamten Klientel der Suchthilfe zugutekommt.

Literatur

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Dr. Dietmar Czycholl

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