Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2011; 18(3): 112-113
DOI: 10.1055/s-0031-1281457
Kasuistik

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Höhenkrank auf Flugreise – Patient mit eingeschränkter Lungenfunktion

Rainald Fischer1
  • 1Pneumologie, Medizinische Klinik Innenstadt, München (Direktor: Prof. Dr. med. Martin Reincke)
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Publication Date:
14 June 2011 (online)

Anamnese

Ein 33-jähriger Patient mit Mukoviszidose hatte Beschwerden auf einer Flugreise von Singapur nach München. In den letzten Jahren war er aus beruflichen Gründen immer wieder auf Langstreckenflügen unterwegs, bisher allerdings immer beschwerdefrei.

Vorgeschichte

Die Mukoviszidose ist seit früher Kindheit bekannt und mittels Schweißtest und Genetik (homozygote Mutation für DF508) gesichert. Trotz optimaler und wohl auch zuverlässig durchgeführter Therapie, verschlechtert sich bis zum frühen Erwachsenenalter die Lungenfunktion des Patienten, so dass der Wert für das FEV1 (forced expiratory volume in one second) im Alter von 25 Jahren nur noch bei 60 % vom Soll liegt. Im weiteren Verlauf werden immer wieder auch intravenöse Antibiotikatherapien bei chronischer Pseudomonasbesiedelung der Lungen notwendig. Diese können allerdings die langsame, weitere Verschlechterung der Lungenfunktion nicht aufhalten. Wie aus der [Abbildung 1] zu entnehmen, liegt bei der aktuellen Vorstellung des Patienten nach dem Langstreckenflug der FEV1-Wert bei 33 %, im Verlauf des letzten Jahres bleibt er jedoch stabil. Der mittlere expiratorische Fluss bei 25 % Vitalkapazität ist unverändert massiv eingeschränkt und fast nicht messbar. Kurvenanalytisch zeigt sich ein Bronchialkollaps.

Die Therapie des Patienten ist mukoviszidosetypisch recht umfangreich. Sie beinhaltet

  • inhalativ verwendete Antibiotika (Tobramycin 2 × 300 mg und Colistin 2 × 1 Mega, jeweils im vierwöchigen Wechsel),

  • orale Antibiotika (Azithromycin 1 × 250 mg),

  • Substitution der fehlenden Pankreaslipase (Lipase 3000 IE/g Fett Nahrung) und der fettlöslichen Vitamine (A, D, E, K, jeweils p. o.),

  • inhalative antiobstruktive Therapie mittels Pulverinhalation (Betamimetika, Anticholinergika) und Flüssiginhalation (NaCl 0,9 % mit Betamimetika, Anticholinergika)

  • Ibuprofen (2 × 800 mg) als antientzündliche Therapie

  • sowie regelmäßige Physiotherapie mit autogener Drainage, Sport und passiven, physiotherapeutischen Maßnahmen.

Der Verlauf des Patienten im letzten Jahr ist trotz der deutlich eingeschränkten Lungenfunktion recht stabil, es trat keine Exazerbation auf. Außer der exokrinen Pankreasinsuffizienz besteht keine relevante gastrointestinale Symptomatik, keine Osteoporose und kein Diabetes mellitus. Der Patient ist voll berufstätig als Bankkaufmann. Im Rahmen dieser Tätigkeit sind auch immer wieder Auslandsaufenthalte notwendig.

Abb. 1 Fluss-Volumen-Kurve (FVK) des Patienten nach Rückkehr vom Flug Singapur-München mit den Werten FEV1 (forced expiratory volume in one second) 2,1 l (45 % vom Soll) und MEF25 (maximal expiratory flow bei 25 % der forcierten Vitalkapazität) 0,25 l/s (9 % vom Soll).

Aktuelle Anamnese

Der Patient berichtet vom Rückflug Singapur–München in der Businessklasse. Bisher habe er Langstreckenflüge immer problemlos toleriert. Diesmal allerdings sei es ein Nachtflug gewesen und er habe nach etwas Alkoholgenuss (0,33 l Bier) die ganze Nacht geschlafen.

Am nächsten Morgen sei er im Flugzeug mit starken Kopfschmerzen erwacht. Ihm sei übel und schwindlig gewesen, allerdings musste er nicht erbrechen. Er hatte keine Diarrhö. Diese Beschwerden kannte er so nicht. Initial vermutete er einen Magen-Darm-Infekt durch die Asienreise.

Diese Diagnose schied jedoch aus, da sich die Beschwerden bereits 2 Stunden nach der Landung zurückgebildet hatten. Auch bestanden keine Symptome im Sinne einer Sinusitis. Der Patient hatte während der Reise ausreichend Flüssigkeit (neben dem Bier noch 3 × 200 ml Wasser) und Nahrung (normales Abendessen) zu sich genommen.

Literatur

  • 1 Luks AM, McIntosh SE, Grissom CK et al.. Wilderness Medical Society consensus guidelines for the prevention and treatment of acute altitude illness.  Wilderness Environ Med. 2010;  21 146-55
  • 2 Luks AM, Swenson ER. Travel to high altitude with pre-existing lung disease.  Eur Respir J. 2007;  29 770-92
  • 3 Muhm JM, Rock PB, McMullin DL et al.. Effect of aircraft-cabin altitude on passenger discomfort.  N Engl J Med. 2007;  357 18-27

Korrespondenz

PD Dr. Rainald Fischer

Pneumologie, Medizinische Klinik Innenstadt

Ziemssenstr. 1

80336 München

Email: rfischer@med.lmu.de

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