Geburtshilfe Frauenheilkd 2012; 72(8): 694-695
DOI: 10.1055/s-0031-1298555
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Onkologie. Ist die präoperative Chemotherapie beim Ovarialkarzinom eine „Sackgasse“?

Martin Pölcher
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Publication Date:
27 August 2012 (online)

Die 4. Ovarian Cancer Consensus Conference der GCIG (Gynecologic Cancer Intergroup) hat ein Statement-Papier für Klinische Studien verabschiedet, das die aktuellen Erkenntnisse zur Therapie des Ovarialkarzinoms bewertet. 12 der 13 Statements wurden einstimmig verabschiedet, lediglich bei einem Statement haben die Vertreter der AGO/NOGGO (Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie, Nord-Ostdeutsche Gesellschaft für Gynäkologische Onkologie) sowie der AGO Österreich gegenüber den anderen 21 Studiengruppen ein „Minority Statement“ durchgesetzt: bei der Beurteilung der neoadjuvanten Chemotherapie, die für bestimmte Patientinnen mit Ovarialkarzinom FIGO IIIC und IV eine Option darstellen sollte.

Diese sei keine Therapieoption für das fortgeschrittene Ovarialkarzinom ist in der aktuell publizierten Begründung zu lesen, insgesamt sei die Therapieform der präoperativen Chemotherapie eine „Sackgasse“ [1]. Dieser deutsch-österreichische Alleingang verwundert insofern, als die generelle Ablehnung aus wissenschaftlicher Sicht nicht haltbar ist. Die Autoren lassen nicht nur eine überzeugende Argumentationslinie vermissen, sondern ihnen unterlaufen zudem Interpretationsfehler in der Bewertung der Studienergebnisse.

Die Mehrheit der internationalen Studiengruppen sieht diese Therapie als mögliche Alternative. Diese Tatsache wird vielleicht dazu führen, dass gerade die neoadjuvante Chemotherapie in der zukünftigen internationalen Studienplanung eine größere Rolle einnehmen wird – außerhalb Deutschlands und Österreichs.