Lege artis - Das Magazin zur ärztlichen Weiterbildung 2012; 2(1): 34-39
DOI: 10.1055/s-0032-1302473
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Nosokomiale Infektionen – Welche Rolle spielt der Arzt?

Klaus Kerwat
,
Hinnerk Wulf
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Publication Date:
07 February 2012 (online)

Zusammenfassung

Bei nosokomialen Infektionen (NI) handelt es sich um Infektionen, die im Zusammenhang mit einem Krankenhausaufenthalt stehen. Bei der Aufnahme im Krankenhaus waren sie weder vorhanden noch in der Inkubationsphase.

In Deutschland erkranken jährlich 400 000 bis 600 000 Patienten an einer NI. Man geht davon aus, dass zwischen 7500 und 15 000 Patienten jährlich daran versterben. Im Mittel verlängert eine NI den stationären Aufenthalt um 4 Tage und verursacht Kosten in Höhe von 4000 bis 20 000 Euro pro Fall. Ungefähr 20 bis 30 % dieser Infektionen gelten als vermeidbar. Das Auftreten von NI bedeutet nicht zwingend ein ärztliches oder pflegerisches Verschulden. Die häufigsten NI sind der Harnwegsinfekt, die postoperative Infektion im Operationsgebiet, die Pneumonien und katheterassoziierte Infektionen. Diese Infektionen müssen laut 23§ des Infektionsschutzgesetz fortlaufend erfasst und bewertet werden. 20 bis 30 % der NI gelten als vermeidbar.

Um NI zu verhindern, ist es nötig über ein Hygienekonzept zu verfügen, welches aus einem ganzen Bündel von Maßnahmen besteht. Hierzu gehören die Surveillance von NI, die Einhaltung der Standardhygiene/Basishygiene, die Beachtung der Empfehlungen der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention beim Robert Koch-Institut (KRINKO), die Kontrolle der Antiinfektivagabe und der Einsatz von Hygienefachpersonal.

Die hygienische Händedesinfektion (HD) mit alkoholhaltigen Händedesinfektionsmitteln ist die wirksamste Einzelmaßnahme, um NI zu vermeiden. Sie ist einfach durchzuführen. Die Compliance-Rate der HD ist in deutschen Krankenhäusern zu niedrig.

Kernaussagen

  • Bei nosokomialen Infektionen handelt es sich um Infektionen, die im Zusammenhang mit einem Krankenhausaufenthalt stehen. Bei der Aufnahme im Krankenhaus waren sie weder vorhanden noch in der Inkubationsphase.

  • In Deutschland erkranken pro Jahr 400 000 bis 600 000 Patienten an einer nosokomialen Infektion. Man geht davon aus, dass zwischen 7500 und 15 000 daran versterben.

  • Ungefähr 20–30 % der nosokomialen Infektionen gelten als vermeidbar.

  • Die häufigsten nosokomialen Infektionen sind die Harnwegsinfektion, die postoperative Infektion im Operationsgebiet, die Pneumonie und katheterassoziierte Infektionen.

  • Um nosokomiale Infektionen zu verhindern, ist ein Hygienekonzept nötig, das aus einem Bündel von Maßnahmen besteht.

  • Die Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention am Robert Koch-Institut hat jeweils eine Empfehlung zur Verhinderung der 4 häufigsten nosokomialen Infektionen herausgegeben.

  • Die hygienische Händedesinfektion mit alkoholhaltigem Händedesinfektionsmittel ist die wirksamste Einzelmaßnahme, um nosokomiale Infektionen zu vermeiden.

Ergänzendes Material

 
  • Literatur

  • 1 Kerwat K, Geffers C, Gastmeier P, Wulf H. Das Krankenhaus-Infektions-Surveillance-System (KISS). Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2010; 45: 562-563
  • 2 Schlosser B, Anders M, Bauer T. Nosokomiale Infektionen. Intensivmedizin up2date 2005; 1: 225-238
  • 3 Kerwat K, Graf J, Wulf H. Krankenhaushygiene – Nosokomiale Infektionen. Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2010; 45: 30-31
  • 4 Robert Koch-Institut, Statistisches Bundesamt. Heft 8 Nosokomiale Infektionen. Gesundheitsberichterstattung des Bundes 2007;
  • 5 Schulze-Röbbecke R. Standardmaßnahmen zur Prävention der Übertragung nosokomialer Infektionen – Standardhygiene, Basishygiene. Krankenhaushygiene up2date 2009; 4: 193-205
  • 6 Scheithauer S, Schwanz T, Lemmen S. Händehygiene – einfach, aber nicht trivial. Krankenhaushygiene up2date 2010; 5: 81-91
  • 7 Reichardt C, Eberlein-Gonska M, Schrappe M, Gastmeier P. ”AKTION Saubere Hände“: Keine Chance den Krankenhausinfektionen!. Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2008; 10: 678-679
  • 8 Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention beim Robert Koch-Institut (RKI). Empfehlungen zur Prävention und Kontrolle Katheter-assoziierter Harnwegsinfektionen. Bundesgesundheitsbl Gesundheitsforsch Gesundheitsschutz 1999; 42: 806-809
  • 9 Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention beim Robert Koch-Institut (RKI). Prävention postoperativer Infektionen im Operationsgebiet. Bundesgesundheitsbl Gesundheitsforsch Gesundheitsschutz 2007; 50: 377-393
  • 10 Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention beim Robert Koch-Institut (RKI). Prävention der nosokomialen Pneumonie. Bundesgesundheitsbl Gesundheitsforsch Gesundheitsschutz 2000; 43: 302-309
  • 11 Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention beim Robert Koch-Institut (RKI). Prävention Gefäßkatheter-assoziierter Infektionen. Bundesgesundheitsbl Gesundheitsforsch Gesundheitsschutz 2002; 45: 907-924