Z Sex Forsch 2012; 25(3): 203-223
DOI: 10.1055/s-0032-1313173
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Homosexualität und Kinderwunsch

Evelyn Kleinert
a   Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie, Universitätsklinikum Leipzig
,
Lutz Gansera
a   Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie, Universitätsklinikum Leipzig
,
Yve Stöbel-Richter
a   Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie, Universitätsklinikum Leipzig
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Publication History

Publication Date:
24 September 2012 (online)

Übersicht

Kinder großzuziehen ist auch für homosexuell lebende Menschen ein erstrebenswertes und zunehmend realisierbares Ziel. Abhängig vom Zugang zu verschiedenen Möglichkeiten der Reproduktionsmedizin ist sowohl eine leibliche Elternschaft als auch eine soziale denkbar. Gleichwohl bleibt ein Kinderwunsch für homosexuell lebende Menschen schwerer zu realisieren als für heterosexuell lebende. Im Folgenden werden zunächst der gesellschaftliche Rahmen homosexueller Lebensweisen in Deutschland sowie verschiedene Möglichkeiten der Familiengründung vorgestellt. Anschließend wird der aktuelle Stand der Forschung hinsichtlich möglicher Kinderwünsche und deren Motivation erörtert. Die vorgestellten Studien sind heterogen und damit schwer vergleichbar. Homosexuelle Männer sind deutlich unterrepräsentiert. Die Gründe, sich Kinder zu wünschen, sind überwiegend emotionaler Natur und unterscheiden sich nicht wesentlich zwischen homo- und heterosexuellen Menschen. Die gleichgeschlechtliche Familie scheint überwiegend eine Familie mit zwei Müttern zu sein. Obwohl sich auch bei homosexuellen Männern ein Kinderwunsch beobachten lässt, wird dieser seltener realisiert.