Der Nuklearmediziner 2012; 35(2): 65-66
DOI: 10.1055/s-0032-1318808
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Männliche Infertilität – Prüfung der Testikelfunktion mit der PET-CT

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Publication Date:
17 January 2013 (online)

Die Standardmethode der Infertilitätsdiagnostik beim Mann ist der skrotale Ultaschall. Ursachen wie Varikozelen und Tumorerkrankungen werden damit identifiziert, aber funktionelle Informationen über jeden Hoden werden nicht gewonnen. Ob die PET-CT dies ermöglicht, analysierten Dierickx et al. mit einer Korrelationsprüfung zwischen Tracer-Uptake und Spermienanalyse.

Eur J Nucl Med Mol Imag 2012; 39: 129–137

Varikozele und Inflammation. a Varikozelen im Panoramalängsschnitt; b Valsalva-Manöver im gepulsten Doppler; c geschwollener Nebenhoden; d Epididymo-Orchitis mit vergrößertem, inhomogenem Nebenhoden und gering geschwollenem Hoden; e echoarmer Hoden bei nicht mehr ganz rezenter Orchitis (mit Pfeil markiert); f fokale Orchitis; g Hyperämie im vergrößerten Nebenhoden im Rahmen einer Inflammation; h Orchitis mit massiver Hyperämie im Power-Doppler; i Einschmelzung im Nebenhodenschwanz bei Epididymitis (Bild: Lesnik G, Nickl S, Kuschnig P et al. Fortschr Röntgenstr 2006; 178: 165–179).

Neben der Sonografie gehört auch das Spermiogramm zur Standarddiagnostik der männlichen Infertilität. Die spermiologischen Kriterien reflektieren dabei die Spermatogenese der letzten Monate und die Funktion des gesamten Genitalbereichs und nicht nur der Testikel. Auch die seitendifferenzierte Diagnostik ist nicht möglich. Degenerative Veränderungen der Spermatogonien waren in früheren Untersuchungen mit einer Verminderung von GLUT-3-Rezeptoren assoziiert, die maßgeblich am Glukosetransport beteiligt sind. Dies führte zu der Überlegung, dass eine reduzierte Anreicherung von 18F-FDG in der PET-CT eine eingeschränkte testikuläre Funktion reflektiert. Die PET-CT könne deshalb zur Funktionsdiagnostik jedes einzelnen Hodens eingesetzt werden und bei verschiedenen klinischen Indikationen hilfreich sein. So sei die Abschätzung der Testikelfunktion vor einer Varicocelektomie von besonderer Bedeutung. Eine andere Indikation könnte eine geplante testikuläre Spermienextraktion sein. Auch für Patienten, die eine Chemotherapie oder Bestrahlung erhalten haben, wäre die PET-CT eine elegante, nicht invasive Methode in der Sterilitätsdiagnostik.

Für die retrospektive Analyse standen Aufnahmen von 20 Tumorpatienten ohne Befall des Testes zur Verfügung, von denen prätherapeutische Spermienproben eingefroren waren. Die Männer waren 14 bis 35 Jahre alt und litten an Hodgkin-Lymphomen, Non-Hodgkin-Lymphomen, Melanomen und Ewing-Sarkomen. Zwischen der PET-CT und der Spermiengewinnung lagen durchschnittlich 2,5 Tage.

55% der Männer hatten eine Spermienkonzentration > 20 x 106 / ml. Die Intensität des FDG-Uptakes korrelierte mit der Spermienanzahl, ihrer Konzentration und der Spermienmotilität (p < 0,05). Die Differenz des mittleren SUV zwischen beiden Hoden korrelierte invers mit der Spermienkonzentration (p = 0,036). Eine Korrelation zwischen dem mittleren SUV und Spermienvitalität bestand nicht. Die effektive Strahlenbelastung der Hoden war mit 0,54 mSv gering.

Fazit

Die FDG-PET-CT ermöglichte die nicht invasive, seitendifferenzierte Anlayse der Testikelfunktion unabhängig von den akzessorischen Genitalorganen. Sie lieferte Informationen zum Tracer-Uptake und dem funktionellen Testikelvolumen. Insbesondere die Korrelation mit der Spermienanzahl sei bedeutsam, da diese als spezifischer Marker für die Hodenfunktion gelte und nicht, wie die Spermienkonzentration, von der Intaktheit von Samenbläschen und Prostata beeinflusst werde.

Dr. Susanne Krome, Melle

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