Z Gastroenterol 2012; 50(10): 1074
DOI: 10.1055/s-0032-1318981
Forschung aktuell
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Einnahmeverhalten – NSAID und Gastroprotektion: Welche Faktoren bestimmen die Therapietreue?

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Publication Date:
12 November 2012 (online)

Ein häufiger Grund für gastrointestinale Nebenwirkungen nichtsteroidaler Antiphlogistika war nach früheren Studien die mangelnde Compliance für die gastroprotektive Begleitmedikation. Das Verschreibungsverhalten, das Ausmaß der Therapietreue und seine Gründe untersuchten nun für beide Substanzklassen Lanas et al.

Am J Gastroenterol 2012; 107: 707–714

An der multizentrischen Beobachtungsstudie nahmen insgesamt 296 Ärzte und 1040 Patienten teil. Die meisten bekamen wegen muskuloskelettaler Beschwerden ein Rezept für nichtsteroidale Antiphlogistika (NSAID). Initial erhielten die Patienten einen Fragebogen zu soziodemografischen Angaben, ihrer sonstigen Medikation und der Vorgeschichte. Später erfolgten 1–2 Telefoninterviews in Abhängigkeit von der Verordnungsdauer. Die Fragen waren auf die Therapietreue und die Ursachen einer Non-Compliance fokussiert. Die Angaben der Patienten wurden durch die Frage nach den restlichen Tabletten kontrolliert.

Die meisten Patienten erhielten Rezepte für konventionelle antiinflammatorische Substanzen (82,9% NSAID; 13,1% COX-2-Inhibitoren). Bei 79,1% der Patienten mit NSAID lag die Verordnung unter der empfohlenen Tagesdosis. Meistens war eine kurzfristige Einnahme vorgesehen (65,9% < 30 Tage), die überwiegend 2–3 mal täglich erfolgen sollte. 99,8% erhielten ein gastroprotektives Medikament. Dies waren am häufigsten Protonenpumpeninhibitoren (99,4%). Die NSAID-Behandlung wurde von 92,5% der Patienten begonnen, aber erfolgte bei 24,3% zu irgendeinem Zeitpunkt nicht. Hauptgründe waren ein Rückgang der Schmerzsymptomatik, Unklarheiten über die ärztlichen Instruktionen (35,8%) und Vergesslichkeit. Die gastroprotektive Therapie nahmen 85,9% auf. Vergesslichkeit, weniger Schmerzen und die Angst vor Nebenwirkungen waren die Hauptursachen für eine Non-Compliance. 11% nahmen die Medikamente nie oder unregelmäßig ein. In dieser Gruppe waren gastrointestinale Komplikationen der NSAID häufiger (22,1 vs. 1,9%; p < 0,0001).

In der multivariaten Analyse ergaben sich zusätzliche Faktoren, die das Patientenverhalten beeinflussten. Eine mangelnde Therapietreue (NSAID) war bei aktuellen Nebenwirkungen, früheren Ulzera, kurzfristigen Verschreibungen und täglichen Mehrfacheinnahmen häufiger. Gastroprotektive Medikamente wurden seltener eingenommen, wenn gleichzeitig eine Antikoagulation mit anderen Substanzen als Acetylsalicylsäure erfolgte. Die Autoren führen dies auf die Warnungen vor einer gleichzeitigen Einnahme von Protonenpumpeninhibitoren und Clopidogrel zurück.

Fazit

Ein substanzieller Anteil der Patienten nahm die NSAID und die gastroprotektiven Medikamente unvollständig ein. Die Gründe waren unterschiedlich: NSAID wurden wegen rückläufiger Beschwerden und die Präventiva häufiger aus Vergesslichkeit nicht mehr zugeführt. Jeder dritte Patient beklagte ein Informationsdefizit.

Dr. med. Susanne Krome, Melle