Orthopädie und Unfallchirurgie - Mitteilungen und Nachrichten 2012; 01(06): 641
DOI: 10.1055/s-0033-1348310
Nachrichten
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Medizinische Doktorarbeiten sind besser als ihr Ruf

Further Information

Publication History

Publication Date:
18 June 2013 (online)

Entgegen einer verbreiteten Ansicht verwenden angehende Ärzte viel Zeit und Mühe auf ihre Doktorarbeit. In einer Umfrage bezifferten die Doktoranden den Zeitaufwand auf durchschnittlich 47 Wochen reine Arbeitszeit. Obwohl die wissenschaftliche Arbeit an der Dissertation das Studium beeinträchtigt, betrachten die meisten Doktoranden sie als Gewinn für ihre berufliche Laufbahn.

Während in der Vergangenheit fast alle Ärzte einen „Dr. med“-Titel erwarben, promovierten in den letzten Jahren weniger als zwei Drittel der Nachwuchsmediziner. Einen Grund sieht Prof. Dr. Reinhard Pabst von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) im Ärztemangel. Angehende Mediziner fänden heute auch ohne Promotion eine interessante Weiterbildungsstelle. Aber auch die öffentliche Meinung habe dem Ruf der medizinischen Promotion geschadet. Nach verschiedenen Plagiatsfällen würde der Nutzen medizinischer Doktorarbeiten immer wieder in Frage gestellt, so Pabst. Vorwürfe wie „Flachforscher“, „Ramschware Dr. med.“ oder „Dr. med. nachgebessert“ wurden laut. Diese Kommentare bezögen sich zwar auf Einzelfälle an einzelnen medizinischen Fakultäten, die aber gerne verallgemeinert würden, schreibt Prof. Pabst in der Deutschen Medizinischen Wochenschrift (DMW), wo er die Ergebnisse einer aktuellen Umfrage unter Doktoranden der MHH veröffentlicht.

Zoom Image
Foto: Fotolia

Diese gaben den zeitlichen Aufwand für die Promotion im Mittel mit 1.798 Stunden an, was 47 Wochen Arbeitszeit entspricht – ohne Feiertage und ohne Urlaub, wie Pabst betont. Während in vielen nicht-medizinischen Fächern Doktoranden bereits eine feste Anstellung haben und ihnen ein Zeitkonto für Forschung zur Verfügung steht, müssen Ärzte die Dissertation neben ihrem Studium bewältigen. In der Umfrage gaben 34 Prozent an, dass die Prüfungsvorbereitung unter der Doktorarbeit gelitten habe. Zudem konnten 35 Prozent Vorlesungen nicht besuchen. Trotzdem betrachteten die meisten die Dissertation als Gewinn: 70 Prozent sahen sich anschließend befähigt, wissenschaftliche Daten zu beurteilen, 81 Prozent meinten, Originalpublikationen besser beurteilen zu können. Insgesamt 98 Prozent der Befragten würden jungen Studierenden zur Promotion raten. Auch die Qualität der Doktorarbeiten kann sich sehen lassen: Viele Ergebnisse werden in internationalen Zeitschriften publiziert und als Vortrag oder Poster auf Kongressen vorgetragen.

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin

Promotionspreis der DGU

Um das Interesse des medizinischen Nachwuchses an einer medizinischen Promotion zu fördern, hat die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie einen Promotionspreis ausgeschrieben. Details dazu finden Sie in diesem Heft auf Seite 750.