Geburtshilfe Frauenheilkd 2013; 73(11): 1093-1097
DOI: 10.1055/s-0033-1350976
GebFra HandsOn
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Benigne Erkrankungen von Ovar und Tube

Teil 1: Tumorartige Läsionen
Andreas Müller
,
Johannes Lermann
,
Peter Oppelt
,
Ralf Dittrich
,
Matthias W. Beckmann
,
Stefan P. Renner
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Publication History

eingereicht n.a.
revidiert n.a.

akzeptiert n.a.

Publication Date:
05 December 2013 (online)

Hintergrund

Auch kleinere Ovarialtumoren und -zysten werden heute immer früher entdeckt. Die Prävalenz wird in Abhängigkeit des Alters der Patientinnen mit bis zu 7 % angegeben. Mehr als zwei Drittel aller Ovarialtumoren treten im reproduktiven Lebensabschnitt der Patientinnen auf, nur 10–20 % treten nach der Menopause auf. Ovarialtumoren kommen bei Kindern bzw. vor der Menarche relativ selten vor.

Merke

Zwei Drittel aller Ovarialtumoren sind gutartig.

Ein großer Teil der Ovarialzysten kann konservativ behandelt bzw. beobachtet werden, da es sich um funktionelle Zysten oder meist gutartige Raumforderungen handelt. Funktionelle Zysten bilden sich nach einer gewissen Zeit häufig spontan zurück.

Einige Ovarialtumoren werden symptomatisch und machen daher eine operative Entfernung notwendig. Andererseits ist die Abgrenzung maligner Tumoren klinisch oft schwierig, sodass eine operative Exploration notwendig ist, um die Dignität des Befunds endgültig zu klären. Dabei kann der überwiegende Teil der Ovarialtumoren heute unter Beachtung bestimmter Sicherheitsmaßgaben laparoskopisch abgeklärt werden.

Tipp für die Praxis

Mit zunehmendem Alter der Patientin und wenn bestimmte klinische Aspekte (Aszites, B-Symptomatik) und sonografische Kriterien erfüllt sind, muss mit einem malignen Prozess gerechnet werden.

Klassifikation

Das Ovar besteht aus Geweben aller 3 Keimblätter, dem Zölomepithel, dem Mesenchym und den Urgeschlechtszellen. Hieraus ist die Vielfalt der Ovarialtumoren zu erklären, die unterschiedlichen Ausgangsgeweben entspringen.

Die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) festgelegte Einteilung berücksichtigt die Histogenese der Ovarialtumoren ([Tab. 1]).

Tab. 1 Einteilung der Ovarialtumoren nach der WHO.

Klassifikation

Tumor

Dignität

epitheliale Tumoren (ca. 60 %)

  • seröse Zystadenome

  • niedrig maligne seröse Zystadenome

  • seröse Ovarialkarzinome

  • muzinöse Zystadenome

  • niedrig maligne muzinöse Zystadenome

  • muzinöse Ovarialkarzinome

  • endometroide Ovarialtumoren

  • Klarzelltumoren

  • Brenner-Tumor

  • benigne

  • Borderline-Typ

  • maligne

  • benigne

  • Borderline-Typ

  • maligne

  • benigne, meist maligne

  • maligne

  • meist benigne

Keimzelltumoren (ca. 20 %)

  • reifes zystisches Teratom (Dermoid)

  • unreifes Teratom

  • Dysgerminom

  • Dottersacktumoren

  • embryonale Karzinome

  • Chorionkarzinom

  • benigne

  • maligne

  • maligne

  • maligne

  • maligne

  • maligne

Keimstrang-Stromatumoren (ca. 13 %)

  • Thekazelltumoren

  • Granulosazelltumoren

  • Sertoli-Leydig-Zelltumoren

  • Fibrome

  • benigne

  • benigne bis maligne

  • benigne bis maligne

  • benigne

Metastasen (ca. 7 %)

  • Tumoren des Gastrointestinaltrakts (z. B. Krukenberg-Tumor bei Magenkarzinom)

  • maligne

tumorartige Läsionen

  • Follikelzysten

  • Corpus-luteum-Zysten

  • Thekalutein-Zysten

  • Endometriome

  • Extrauteringravidität

  • Tuboovarialabszess

  • benigne

  • benigne

  • benigne

  • benigne

  • benigne

  • benigne

Die funktionellen Ovarialzysten sind nicht als eigentliche Neubildungen des Ovars zu bezeichnen und werden als tumorartige Läsionen klassifiziert. Sie spielen klinisch eine wichtige Rolle und machen häufig auch operative Eingriffe notwendig, da sie persistieren und/oder Beschwerden hervorrufen können.


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