PPH 2014; 20(01): 1
DOI: 10.1055/s-0033-1363919
Editorial
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

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Michael Schulz
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Publication Date:
24 January 2014 (online)

Pflegediagnose: Umhergehen, ruheloses
Pflegeintervention: Musik

Künstlerische Ausdrucksformen bilden seit allen Zeiten einen Bestandteil menschlichen Lebens. Dabei spielte Musik auch schon früh eine besondere Rolle. Das gemeinsame Erleben von Rhythmen, der Einsatz von Tanz im Sinne von Heilungsritualen ist zeitgeschichtlich in allen Kulturen zu unterschiedlichen Zeiten gut dokumentiert.

Musik spielt im Hinblick auf den Einsatz bei psychischer Krankheit eine untergeordnete, allerdings keineswegs neue Rolle. Bereits seit der Antike empfehlen Philosophen, Naturforscher und Ärzte wie Theophrast (um 372-287 v. Chr.) den Einsatz von Musik bei der Behandlung von Seelenkrankheiten.

Auch in der Bibel finden sich Hinweise auf den Einsatz von Musik zur Linderung von herausfordernden Geisteszuständen. Von Saul ist bekannt, dass er unter Impulsdurchbrüchen litt. Heute hätte er sich für sein Verhalten die NANDA-Pflegediagnose „Umhergehen, ruheloses“ verdient. Als Intervention half Musik: „Sooft nun ein Geist Gottes Saul überfiel, nahm David die Zither und spielte darauf. Dann fühlte sich Saul erleichtert, es ging ihm wieder gut und der wilde Geist wich von ihm“ (1. Buch Samuel, Kapitel 16, Vers 23).

Trotzdem erscheint Musik aus Sicht der Redaktion ein unterschätztes Medium im Hinblick auf den Genesungsprozess und auch für Psychiatrische Pflege von großem Nutzen zu sein. Von daher widmet sich diese Ausgabe im Schwerpunkt diesem Thema und führt hoffentlich dazu, dass Pflegende diesem Feld mehr Beachtung schenken. Denn Musik ist auch ein Kommunikationsmedium jenseits von Sprache, die gerade bei psychischen Krankheiten oft in ihrer Tiefe zur Verfügung steht.

So meint der Geiger Yehudi Menuhin: „Was gibt mir die Musik? Sie stellt eine Sprache zur Verfügung, die in mancher Hinsicht genauer, im Gefühlsbereich eindeutiger und offenbarer ist, als Worte es je sein können, wenn es nicht die Worte eines großen Dichters sind.“

Auch Gewaltprävention im größeren Stil gelingt mit Konzentration auf Musik. So ist vom ehemaligen Innenminister Otto Schily der Satz überliefert: „Wer Musikschulen schließt, schadet der inneren Sicherheit.“

Im Namen des Beirats wünsche ich Ihnen viel Freude mit der PPH.

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